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EM aktuell: Spanien, Norwegen und Kroatien im Halbfinale!
Was für ein packender letzter Spieltag der EM-Hauptrunde! Nach dem sensationellen Sieg der deutschen Handball-Nationalmannschaft gegen Dänemark hielt sich Spanien mit einem Erfolg gegen Russland schadlos und gewann die "deutsche Gruppe" II. Ein Handball-Wunder gab es in Krakau: Nicht die favorisierten Gastgeber und Frankreich zogen in die Vorschlussrunde ein, sondern Norwegen und Kroatien. Domagoj Duvnjak & Co. demontierten Polen mit 37:23 und zogen aufgrund der besseren Tordiffenz im direkten Vergleich mit Frankreich und Polen ins Halbfinale ein.
Gruppe II: Schweden - Ungarn: 22:14 (10:7)
Am Ende der 60 Minuten stand ein klarer schwedischer Sieg, der erste in der EM-Hauptrunde überhaupt, und der gebannte Blick Richtung spätes Spiel. Für das Unterfangen "Qualifikationsturnier für Olympia" konnten die Skandinavier dann auf die spanische Schützenhilfe im Spiel gegen Russland bauen.
Zu Beginn hatten die Skandinavier die Führung der Magyaren in ein 5:2 gedreht. Dieser Drei-Tore-Vorsprung hatte auch beim 8:5 (25.) und zur Halbzeit Bestand. Dass für die Ungarn nur sieben Treffer bis zur Pause notiert werden konnten, hatte vor allem einen Grund: Torhüter Mattias Andersson, der es nach 30 Minuten auf eine Quote von 53 Prozent brachte.
Im zweiten Teil der Partie steuerten die Schweden einem sicheren Doppelpack entgegen, die Ungarn verabschiedeten sich ohne Punkt aus der Hauptrunde dieser EM.
Gruppe II: Spanien - Russland: 25:22 (11:12)
Die Marschroute für Joan Canellas und Spanien war vor dem Spiel klar: Ein Sieg gegen Russland musste her, um die gegen Deutschland unterlegenen Dänen noch von Platz zwei zu verdrängen. Die Russen kämpften indes die Teilnahme an der Olympia-Qualifikation und damit auch ein wenig um die Zukunft ihres Sports in ihrer Heimat.
So entwickelte sich eine packende Partie, die Russland in der ersten Hälfte permanent vorne sah. Den Spaniern schien angesichts des starken Drucks die Beine müde zu werden, während ganz Dänemark Russland die Daumen drückte. So dürfte auch im Nachbarland Zwischenstände wie das 8:6 (17.) durch Shelmenko, das 10:8 durch Kovalev oder das 12:10 durch Dibirov (26.) für Hoffnungen gesorgt haben. Allerdings nahmen die Russen nur ein 12:11 mit in die Pause, weil in den letzen vier Minuten der ersten Hälfte beide Tore wie zugenagelt waren.
Die Spanier starteten dann perfekt aus den Kabinen: Raul Entrerrios und Valero Rivera sorgten mit zwei Treffern für die erste Führung der Iberer nach Riveras 5:4 (12.). Jetzt gab Spanien den Takt vor, zog durch Tomas auf 17:14 (39.) und 21:17 (46.) weg. Doch auch nach Riveras 23:18 (49.) konnten sich die Spanier nicht zurücklehnen: Russland konterte zum 22:24 (57.), doch erneut der überragende Valero Rivera machte zweieinhalb Minuten vor dem Ende mit seinem elften Treffer und dem sechsten verwandelten Strafwurf alles klar: Spanien geht als Tabellenführer in das Halbfinale!
Gruppe I: Mazedonien - Weißrussland: 29:30 (13:14)
Die erfahrene Truppe um Linkshänder Kiril Lazarov gegen den Talentschuppen von Coach Iouri Chevtsov: Beide Teams marschierten im ersten Durchgang im Gleichschritt. Als Torschütze vom Dienst für die Weißrussen tat sich Barys Pukhouski hervor, der im ersten Abschnitt sieben Mal einnetzte und damit genau für die Hälfte der Treffer seiner Mannschaft verantwortlich zeichnete. Nach dem Wechsel ging es dann ganz schnell: Die Weißrussen traten das Gaspedal voll durch und stellten auf 20:14 (38.). Ein Zwischenspurt, ein Ausrufezeichen – und Auszeit Mazedonien. In der Folge verkürzten die Mazedonier wieder, aber die Weißrussen belohnten sich am Ende für ihren Kampfgeist.
Gruppe I: Frankreich - Norwegen: 24:29 (11:12)
Die Norweger sind neben der deutschen Mannschaft das Überraschungsteam dieser Europameisterschaft. Mit einem fulminanten Auftritt brachten sie Titelverteidiger Frankreich die zweite Niederlage in diesem Turnier bei und stürmten ins Halbfinale. Dabei konnte sich Kent Robin Tönnesen sechs Mal in die Torschützenliste eintragen, für die Franzosen traf Ex-Zebra Daniel Narcisse sieben Mal. Während sich Norwegen auch den ersten Platz in der Gruppe 1 sicherte, blieb Frankreich der hoffnungsvolle Blick Richtung späte Partie.
Dabei hatte für den Titelverteidiger die Partie so verheißungsvoll begonnen, er lag 5:2 (10.) vorn, hielt den Drei-Tore-Vorsprung auch beim 7:4 (17.). Dann drehten die Norweger die Partie - und es ging im Wechselschritt weiter. Das 19:17 (42.) bedeutete die erste Zwei-Tore-Führung für die Skandinavier, die weiter am Drücker blieben. Bjarte Myrhol stellte auf 20:17 (43.). Ein Doppelschlag von Sander Sagosen zum 28:22 (56.) bedeutete die Vorentscheidung.
Gruppe I: Polen - Kroatien: 23:37 (10:15)
Die Kroaten sind im siebten Handball-Himmel! Mit einer Demontage in zwei Akten zogen sie aufgrund des besseren Torverhältnisses in die Runde der letzten Vier bei der EURO 2016 ein.
Die Gastgeber fanden überhaupt nicht in die Partie. Trotz des Rückenwinds durch die Zuschauer lagen die Polen über 0:3 (5.) und 1:5 (11.) auch beim 3:6 (17.) und 4:8 (20.) gegen Kroatien zurück. Beim 6:11 (23.) unterbrach Polens Coach Michael Biegler das Spiel und packte sein Team an der Ehre: Die Rot-Weißen sollten ihr Herz in die Hand nehmen. Aber auch in Unterzahl waren die Kroaten nicht zu stoppen. Sie verwandelten zum 12:7, Karol Bielecki scheiterte per Siebenmeter. Die gehemmten Polen konnten gegen die leichtfüßigen Kroaten die Bremse einfach nicht lösen.
Auch nach dem Wechsel setzte Kroatien den nächsten Treffer. 17:10 (33.) und 19:10 (35.). Dagegen ging bei den Polen gar nichts mehr. Coach Biegler nahm früh seine letzte Auszeit. Aber sein Team schien an dem Druck zu zerbrechen: Angst fraß beim Gastgeber den Handball auf. Mit minus fünf Toren in die Pause marschiert, bekamen sie in den ersten zehn Minuten des zweiten Abschnitts acht Treffer in Folge eingeschenkt - 10:23. Unfassbar. Damit war das Team um Zebra Domagoj "Dule" Duvnjak im Halbfinale. Und die Fehlerquote der Polen driftete immer weiter in den roten Bereich: 13:27 (44.) - 13:30 (47.).
Der kollektive Blackout der Polen nahm ungeahnte Ausmaße an. Die coolen Kroaten spulten ihren ganz eigenen Handball-Wahnsinn herunter. Aber noch waren zehn Minuten auf der Uhr: 17:30 (50.). Auszeit Kroatien, das weiter unbeirrt auf das große Ziel zusteuerte. Als "Dule" zum 36:21 (57.) traf, war der Deckel drauf: d e r Coup des Turniers durch die Kroaten, die sich mit einem Sensationssieg und elf Treffern von Manuel Strlek ins Halbfinale katapultierten. Bei den Gastgebern dagegen platzten alle Träume, sie spielen als Vierter der Gruppe nun um Platz sieben.