Sieg der Leidenschaft im Spitzenspiel gegen Melsungen
Offensive Abwehr
MT-Deckung schmeckt dem THW
Die Melsunger setzten auf die bisher so erfolgreiche 5-1-Variante in der Verteidigung. Ein Mittel, das dem THW Kiel schmeckte: Mit schnellem Spiel suchten die Kieler nach dem 1:2-Rückstand die Lücken in der MT-Deckung - und sie fanden sie. So wie Marko Vujin, der in Unterzahl wichtige Treffer erzielte und Dahmke zur 6:4-Führung bediente. So wie Duvnjak, der unglaublich willensstark im Eins-zu-Eins immer dorthin ging, wo es gegen die aggresive Melsunger Deckung besonders schmerzhaft wurde. Und so wie Christian Dissinger, der kurz nach einer harten, ungeahndeten Abwehraktion von Michael Müller (10.) gegen ihn das 9:6 erzielte und ansonsten druckvoll Lücken für seine Nebenleute riss.
Fünf-Tore-Führung nach 19 Minuten
Als Niclas Ekberg per Siebenmeter zum 11:7 traf, und Rune Dahmke kurz darauf das 12:7 nachlegte, zog MT-Trainer Michael Roth nach 19 Minuten bereits zum zweiten Mal den grünen Auszeit-Karton. Anders als beim ersten Time-Out nach 13 Minuten zeigte diese Unterbrechung und die folgende Abwehr-Umstellung Wirkung: Mit dem defensiven 6-0-Verband der Melsunger tat sich der THW fortan schwer. Die "Zebras" leisteten sich Fehler, und die bestraften die "Löwen"-Bezwinger vom Wochenende konsequent. Mit einem Doppelschlag brachte Sellin die MT wieder auf 10:13 heran (25.), und weil der für den guten Sjöstrand gekommene Villadsen einige Bälle parierte, wurde es nach dem spektakulären Ekberg-Treffer zum 15:11 (27.), der von Anic im Fallen mustergültig bedient wurde, ausgerechnet in Überzahl eng für die "Zebras".
Auswärtstour nach Celje und Stuttgart
Nur zwei Tore vor zur Pause
Melsungen verpasst den Ausgleich
Doch die ersten 30 Minuten sollten tatsächlich erst die Ouvertüre zu einem immer packenderen Duell gewesen sein. Um jeden Zentimeter wurde gekämpft, und beide Teams lieferten sich einen Schlagabtausch, der an Intensität noch zunahm. Zunächst hatten die Kieler die Nase wieder vorn: Ein Doppelschlag von Dahmke brachte sie beim 20:16 wieder mit vier Toren in Führung, doch eine Zeitstrafe gegen Dissinger ließ die MT durch Sellin und Maric wieder herankommen. Als dann auch noch Schneider einnetzte, war die Partie beim 20:19 (38.) für den THW wieder vollkommen offen. Die Melsunger hätten per Gegenstoß durch Sellin sogar ausgleichen können, doch mit seiner zehnten Parade rettete der immer stärker werdende Landin die knappe Führung, die Ekberg vom Siebenmeterstrich und Duvnjaks Strahl in den Winkel bei angezeigtem passiven Spiel wieder auf 22:19 ausbauten.
Zebras können sich nicht absetzen
Für Ruhe sorgte das allerdings nicht, es blieb hitzig: Michael Müller und Dissinger rasselten zusammen, der agile Kieler Rückraumspieler musste raus. Erneut stellte Gislason sein Team um, brachte nun Weinhold zeitweise auf der Mitte. Doch weil Ekberg gegen seinen alten Teamkameraden Sjöstrand einige klare Chancen liegen ließ, Melsungen die wenigen Kieler Fehler in schnelle Angriffe ummünzte, konnten sich die "Zebras" nicht absetzen. Auch nicht nach Dahmkes Kunstschuss zum 25:22, und auch nicht nach dem 26:23 des Youngsters, bei dem er sich um Allendorf herumdrehte und dieser ihn nicht einmal mit einem Zwei-Minuten-Foul stoppen konnte. Es blieb dabei: Der THW legte drei Tore vor, Melsungen blieb dran. Auch nach Weinholds Hammer zum 28:25 (53.) - das Spiel blieb auf des Messers Schneide.
Entscheidende Nadelstiche
Erst verkürzte Sellin per Siebenmeter auf 26:28, in Unterzahl musste Duvnjak bei angezeigtem Zeitspiel abschließen: Sjöstrand hielt den Ball, und Schneider markierte 200 Sekunden vor dem Ende das 27:28. Gislason nahm die Auszeit, dann war es Weinhold, der mit einem ansatzlosen Wurf aus der Mitte zum 29:27 den Bann brach. Angefeuert von der unglaublichen Lautstärke der 10.285 Fans setzten die "Zebras" nun die entscheidenden Nadelstiche: Michael Müller spielte einen ungenauen Pass, und Duvnjak traf mit einem abgefälschten Ball zum 30:27 (58:20 Minuten), Landin schnappte sich einen Schneider-Wurf, und Canellas erzielte 50 Sekunden vor dem Ende die Entscheidung - der Rest war Jubel.
Gislason dankt den Fans
In diesem wurden die beiden finalen Treffer von Duvnjak kaum noch wahrgenommen. Mit einer unglaublichen Energieleistung hatten die Kieler ein echtes Spitzenspiel doch noch gewonnen, hatten sich gemeinsam gegen alle Widrigkeiten gestemmt und mit ihren Fans einen enorm wichtigen Sieg geholt. Alfred Gislason, sonst einer der ersten, der das Feld nach dem Schlusspfiff verlässt, genoss den Moment und bedankte sich ausgiebig bei den schwarz-weißen Anhängern für ihre Unterstützung, während sich seine Spieler jubelnd und erschöpft in die Arme fielen. Ein unglaubliches Spiel mit einem dramatischen Finale - und dem Happy end für die kämpfenden Zebras.