Kieler Nachrichten: DHB mit Endspiel in Magdeburg
Am kommenden Sonnabend erwarten die Deutschen in Magdeburg das Team von Michael Biegler (15.15 Uhr/ZDF) zum Rückspiel. "Es ist uns gelungen, das Endspiel nach Deutschland zu holen", gab Bob Hanning gewohnt markig zu Protokoll. Der Vizepräsident des Deutschen Handball-Bundes (DHB) hatte die umstrittene Idee, das "Spiel des Jahres" (Hanning) nach Magdeburg zu vergeben. Magdeburg ist nur knapp 250 km von der Grenze entfernt. Bartosz Jurecki, ein polnisches Idol, ist als Kreisläufer des SCM ein Held. Michael Biegler hat einst die Magdeburger trainiert, Karol Bielecki dort lange gespielt. Die Umgebung ist den Gästen also nicht unlieb, die Anreise für die Fans kurz. "Wir haben bewusst auf Geld verzichtet und uns gegen eine größere Arena entschieden", sagte Hanning. "Magdeburg hat das beste Publikum." Wie leise ein gutes Publikum sein kann, hatte er kurz zuvor erlebt. Der deutschen Mannschaft war ein starker Start gelungen, der auch dem jungen Mittelblock mit Hendrik Pekeler (Lemgo) und Patrick Wiencek (Kiel) zu verdanken war. Sie waren schnell auf den Beinen und hatten großen Anteil daran, dass den Polen bis zur Pause nur vier Feldtore gelangen. Allerdings waren diese stark gehandicapt, mit Mittelmann Bartlomiej Jaszka (Berlin) und Linkshänder Kristof Lijewski (Kielce) fehlten zwei Eckpfeiler. Beide, so die Hoffnung von Biegler, sind am Sonnabend wieder fit. "Ich kämpfe jeden Tag", sagte Lijewski, der in Berlin seine Schambeinentzündung hatte behandeln lassen. "Mit diesem Ergebnis sind wir zufrieden, beide Mannschaften haben gut gespielt." Aber nicht immer. Die Gäste, vom neuen Kapitän Uwe Gensheimer angeführt, lagen 10:5 (20.) vorne, auf den Rängen wurde geschwiegen, und Biegler hatte bereits zum zweiten Mal versucht, die Seinen in einer Auszeit neu zu sortieren. Er sollte es "Reparaturarbeiten" nennen. Eine, die Umstellung auf eine sehr offensive 5:1-Deckung, zündete. Die Halle erwachte, und die Polen führten in der 42. Minute erstmals mit drei Toren (18:15). Auch, weil der bald 36-jährige Slawomir Szmal (16 Paraden) einen glänzenden Tag erwischte. Die Partie stand mehrfach auf der Kippe, den Gästen fehlte erneut ein Stratege, doch die Deckung, hinter der Silvio Heinevetter 14 Bälle hielt, fing sich am Ende eines zerfahrenen Spiels wieder. Pekeler, in Kiel ausgebildet und nun Wunschkandidat der Rhein-Neckar Löwen, erzielte in der Schlussphase noch zwei wichtige Tore. "Es hat mich sehr beeindruckt, dass die Mannschaft nicht weggekippt ist", sagte Hanning, "sie hat in einer Extremsituation kühlen Kopf bewahrt." Hanning, der in den Tagen zuvor bemüht gewesen war, die Erwartungen zu dämpfen, sprach davon, dass eine "Niederlage eingepreist" sei, eine WM-Qualifikation wäre lediglich ein "extremer Beschleuniger für die Aktie DHB". Doch die Polen-Spiele sind viel mehr. Zwar hat der DHB mit der AOK einen neuen Hauptsponsor gefunden. Und in Mark Schober, dem Marketingexperten aus der Geschäftsführung der Handball-Bundesliga GmbH, offenbar auch einen Generalsekretär. Doch sollte das Team von Martin Heuberger, das bereits im Januar bei der EM in Dänemark gefehlt hatte, scheitern, wird nicht nur der Bundestrainer gehen müssen. (von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 10.06.2014)