"Bock auf Handball": ZEBRA-Interview mit Blazenko Lackovic
"Erwarten tolles Wetter in Kiel"
ZEBRA: Blazenko, ein Wunsch von Dir ist es, im Juni endlich einmal die Zeit dafür zu finden, mit dem Fördedampfer bis nach Laboe und zurück zu fahren. Wie lange wirst Du nach Deinem Vertragsende mit der Familie in Kiel bleiben?
Blazenko Lackovic: Wir bleiben mindestens bis zum 21. Juli in Kiel, denn so lange dauert schließlich das Schuljahr für unseren Sohn. Und da auch unsere Tochter in den Kindergarten geht, bleiben wir im Sommer noch sehr lange hier. Was natürlich schön ist, schließlich erwarten wir dann tolles Wetter hier in Kiel. Naja, wir hoffen wenigstens darauf.
Lebt der Südeuropäer in Dir auf, wenn es wärmer wird?
Ich glaube, jeder braucht die Sonne. Wir haben es schon ganz oft in Hamburg gemerkt und sehen es auch hier in Kiel: Sobald die Sonne herauskommt sind die Leute viel fröhlicher, lachen mehr, die Terrassen sind voll. Irgendwie ist dann alles plötzlich ein bisschen mediterraner. Auch wenn ich gestehen muss, dass unser kroatisches Mittelmeer noch etwas schöner ist als die Kieler Ostsee.
Warum bist Du dann in Deiner Karriere ausgerechnet in Flensburg, Hamburg und in Kiel gelandet?
Na, weil das im vergangenen Jahrzehnt die drei besten Klubs in Deutschland, auf der Welt gewesen sind - und ich das Glück hatte, dass alle drei mich haben wollten. Wenn Du in Deutschland in Flensburg, Hamburg und in Kiel gespielt hast, dann hast Du in deiner Karriere allein deshalb schon viel erreicht. Natürlich hat zwischen allen dreien immer ein großer Konkurrenzkampf geherrscht, aber das ist doch großartig!
Was bedeutet es Dir, dass Du im Herbst Deiner Karriere tatsächlich noch einmal beim THW Kiel gelandet bist?
Als sich mir plötzlich doch noch die Chance bot, für den THW Kiel zu spielen, hatte ich einen laufenden Vertrag bei Vardar Skopje. Ich kam dennoch schnell ins Grübeln, denn ich dachte mir, eigentlich wäre es toll, zum Ende tatsächlich für den Verein zu spielen, der mir in meiner Karriere lange Zeit eigentlich so viel Ärger gemacht hatte... (Lackovic lacht herzhaft. Denn eigentlich hätte er schon 2004 nach Kiel kommen sollen. Der Wechsel scheiterte jedoch in letzter Minute, stattdessen ging er zunächst nach Flensburg und musste sich oftmals im Derby geschlagen geben. Anm. d. Red.). Ich mag solche Städte, in denen die Menschen für den Handball leben. Und das kann man hier in Kiel nicht nur an den Erfolgen ablesen und in der tollen Sparkassen-Arena spüren, sondern auch im Umfeld und bei den Menschen in der Stadt. Ich habe leider nur eine Zeit getroffen, in der es angesichts des Umbruchs sportlich etwas schwierig ist. Trotzdem: Ich könnte nur glücklicher sein, wenn ich etwas mehr gespielt hätte.
"Ich habe richtig Bock auf Handball"
Im Sommer läuft Dein Vertrag beim THW Kiel aus, ist das dann das Ende deiner Karriere?
Nein. Ich bin 36 Jahre alt, und ich fühle mich noch immer fit. Ich habe richtig Spaß und Bock auf Handball. Wenn ich sehe, dass ich mit Lust zum Training gehe, noch immer gegen die Jungen kämpfen und gewinnen will, dann ist das für mich ein sicheres Zeichen, dass ich weitermachen soll. Ich bin immer ein Kämpfer gewesen, und das bin ich auch heute noch. Egal, wie schwer die Situation gewesen ist.
Hast Du schon konkrete Pläne?
Wir werden mit der Familie wieder nach Hamburg ziehen. Unsere Kinder werden nach den Sommerferien dann dort zur Schule und in den Kindergarten gehen. Gemeinsam haben wir beschlossen, dort unseren festen Wohnsitz einzurichten, um nicht mehr nach nur einem Jahr irgendwo in der Fremde wieder umziehen zu müssen. Denn das wäre nicht gut für die Kinder. Und ich schaue dann von dort, wie ich das mit meiner Karriere vereinbaren kann. Die steht noch an erster Stelle, schließlich verdiene ich damit das Geld für unsere Familie - deshalb sind wir auch in Deutschland. Aber mehr und mehr verschiebt sich die Priorität in Richtung Familie. Wir sind inzwischen Mama und Papa und verantwortlich dafür, dass sich unsere Kinder sicher fühlen und eine gute Orientierung in ihrem Leben erhalten.
Fühlst Du Dich manchmal alt?
Klar habe ich schon viel hinter mir. Und natürlich hat das den Körper psychisch und physisch stark belastet. Aber wie gesagt spüre ich noch Lust auf und habe nach wie vor Spaß am Handball. Auch wenn mir manche Sachen inzwischen viel schwerer fallen als früher. Aber trotzdem fühle ich mich noch immer sehr gut.
Bist Du im Herbst Deiner Karriere glücklich, so wie sie verlaufen ist?
Ja! Natürlich gibt es Momente, in denen es auch mal schwerfiel. Dieses Jahr hatte ich mir natürlich anders vorgestellt, aber im Endeffekt habe ich eine geile Karriere hingelegt mit den drei Highlights Flensburg, Hamburg und Kiel hier in Deutschland. Zudem habe ich fast alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Nur EM-Gold fehlt mir noch.
(Aus dem THW-Arena-Magazin "ZEBRA" zum Bundesliga-Heimspiel gegen den TVB 1898 Stuttgart am 02.04.2017)