KN: Bitte nicht schon wieder Berlin
Kiel. Den ersten Pokal der Saison durfte sich der THW Kiel vor drei Wochen in die Vitrine stellen. Der Kampf um den zweiten Titel ist für die Mannschaft von Trainer Alfred Gislason ein Heimspiel. Am 17. und 18. Mai wird das Final Four um den EHF-Cup in der Sparkassen-Arena ausgetragen. Die Kugeln für das Halbfinale werden heute (11 Uhr) bei der Auslosung im Kieler Atlantic Hotel aus dem Topf gezogen. Aus dem Kreis der Zebras ist ein verhaltenes "Berlin, Berlin, bloß nicht schon im Halbfinale Berlin" zu vernehmen.
Halbfinal-Begegnungen werden heute in Kiel ausgelost
Einschränkungen wird es bei der Auslosung an der Kieler Wasserseite nicht geben: Es wird keine Setzung geben, und Mannschaften aus einem Land dürfen ebenso aufeinander treffen wie Teams, die sich bereits in der Gruppenphase begegneten. Alles ist also möglich, und im Rennen sind neben dem dreimaligen EHF-Cup-Champion (1998, 2002, 2004) THW Kiel auch Titelverteidiger Füchse Berlin (EHF-Cup-Gewinner 2015 und 2018), der dänische Vertreter Team Tvis Holstebro (Bronzemedaillen-Gewinner 2013) sowie der 20-malige portugiesische Meister FC Porto.
Im Lostopf befindet sich also eine bunte europäische Mischung. Das letzte Duell des THW Kiel gegen Porto ist bereits fünf Jahre her. In der Champions-League-Gruppenphase 2013/14 feierten die Kieler damals einen Vier- und einen Fünf-Tore-Sieg. Gegen die Dänen von TTH Holstebro standen die Zebras indes noch nie auf dem Feld. Ganz anders sieht es in der Begegnungs-Historie mit den Füchsen Berlin aus. Kommt es im Halbfinale zu einem Aufeinandertreffen, stehen sich Füchse und Zebras zum dritten Mal innerhalb von sechs Wochen gegenüber. Pokal-Halbfinale am 6. April, Liga-Spiel in Berlin am 18. April, EHF-Cup in Kiel am 17. Mai?
"Von mir aus spielen wir auch gerne noch ein drittes Mal gegen den THW", ließ Füchse-Trainer Velimir Petkovic bereits verlauten. Für THW-Spielmacher Miha Zarabec ist es einerseits "voll egal", was die Auslosung ergibt. Porto ("Eine starke Mannschaft") sei für den Slowenen kein Überraschungs-Halbfinalist, Holstebro schon eher. Dann lässt sich der 27-Jährige aber doch zu einem kleinen Wunsch hinreißen: "Ein Traumfinale wäre gegen Porto - oder vielleicht Berlin. Wir wollen das Final Four unbedingt gewinnen."
Da sind sich alle Kieler einig. Kreisläufer Hendrik Pekeler sieht Porto zwar als "große Unbekannte", findet aber auch: "Die haben Magdeburg ausgeschaltet, sind nicht so leicht zu spielen. Aber das ist mal was anderes." Nur der THW Kiel und der FC Porto hatten die Gruppenphase mit glatten 12:0 Punkten nach den sechs Gruppenspielen abgeschlossen. Das ist auch THW-Trainer Alfred Gislason nicht verborgen geblieben. "Die haben neben uns die stärkste Saison im EHF-Cup gespielt." Für das Halbfinale wünscht sich der Isländer allerdings nur: "Nicht Berlin wäre schon schön."
Das findet auch Nikola Bilyk. "Aber nicht, weil wir Angst hätten", sagt der Österreicher, der bei Porto eine "sehr starke offensive 6:0-Abwehr" ausgemacht hat und Holstebro ein skandinavien-typisches schnelles Tempo-Spiel nach vorne bescheinigt. "Aber wenn wir Berlin bekommen, werden wir auch diese Aufgabe erfüllen - wir wollen das Ding holen."
Das Ding, das ist der EHF-Pokal, der sich äußerlich jedes Jahr wandelt. Wie genau ihr Objekt der Begierde aussieht, erfahren die Kieler ebenfalls erst heute. Die EHF stellt den Pokal im Rahmen der Auslosung vor.
(Von Tamo Schwarz und Merle Schaack, aus den Kieler Nachrichten vom 30.04.2019, Foto: Sascha Klahn)