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KN: Eine Zeitreise in die Handball-Vergangenheit

EHF-Pokal

KN: Eine Zeitreise in die Handball-Vergangenheit

Kiel/Odense. Die Liste der Alumni der Oure Efterskole im Sport-Zweig liest sich wie das Who is Who des dänischen Handballs. Nationaltrainer Nikolaj Jacobsen, Superstar Mikkel Hansen, Shootingstar Niklas Kirkeløkke - sie alle machten dort, in dem kleinen Ort im Süden Fünens, einen wichtigen Schritt auf ihrem Weg in den Profihandball. Auch THW-Torwart Niklas Landin erlebte hier ein entscheidendes Jahr. Die Reise des THW Kiel zum EHF-Cup-Rückspiel gegen GOG Gudme (Sonntag, 15 Uhr, siehe THW-Vorbericht) ist für ihn deshalb auch eine in die Vergangenheit.

Das "O" zwischen Gudbjerg und Gudme

Um den Klub zu verstehen, der in den 1990er- und den Anfängen der 2000er-Jahren unter dem Namen GOG Svendborg TGI sieben dänische Meistertitel sammelte, muss man um den Mythos Oure wissen. "GOG und Oure gehören zusammen", sagt Niklas Landin. Damit meint er nicht nur die Tatsache, dass der Anfangsbuchstabe des 800-Einwohner-Dorfes das O in "GOG" ist (die Gs stehen für die Dörfer Gudbjerg und Gudme). Die jährlich wechselnden Internatsschüler bilden einen festen Stamm der Nachwuchskräfte im Verein. Dass sie ganz nah an der ersten Mannschaft sind, sie in der Kabine treffen und auch sonst viel mit den "Großen" unternehmen, hat sich in ganz Dänemark herumgesprochen. "Nach Oure zu gehen, das ist das Größte, was man machen kann", sagt Landin. Entsprechend groß ist der Andrang. Schon als Zehnjährigen, vier Jahre vor seinem Internatsaufenthalt, meldeten die Eltern den kleinen Niklas an - gemeinsam mit Lars Spellerberg, dem kleinen Bruder von Ex-Nationalspieler Bo Spellerberg. "Zuerst war ich nur auf der Warteliste", erinnert sich Landin. Nach einem Probetraining dauerte es nur noch einen Tag, dann kam die ersehnte Zusage. "Das Jahr in Oure war viel Handball, die Schule lief eher so nebenbei." Das Zimmer im Internat teilte der Torhüter mit seinem Positionskollegen Kevin Møller, der inzwischen beim FC Barcelona das Tor hütet.

"Vorher hatte ich nie darüber nachgedacht, Profi zu werden. In Oure und bei GOG habe ich zum ersten Mal gesehen, was es bedeutet, Profi zu sein und wie ein Profi zu trainieren und zu leben", sagt Landin. "Die Zeit dort hat für mich den Ausschlag gegeben." Der junge Torwart stach den GOG-Verantwortlichen schon damals ins Auge. Nach seinem Internatsjahr wollten sie ihn dort behalten. "Aber damals mit 16 Jahren fühlte ich mich noch nicht zu 100 Prozent bereit, alleine zu wohnen." Also kehrte er für ein Jahr in die Heimat nach Kopenhagen zurück, ehe er den Sprung als Profi zu GOG wagte. Dort kam er 2009, als der Klub in der Champions League spielte, zum ersten Mal unmittelbar mit dem THW in Berührung. Für die Auswärtsfahrt nach Kiel hatte er einen besonderen Auftrag von seinem kleinen Bruder bekommen: Magnus wünschte sich nichts sehnlicher als ein Trikot von Nikola Karabatic. "Im Fanshop musste man in bar bezahlen, ich hatte aber nur eine Kreditkarte dabei", erinnert sich der heute 30-Jährige. Also machte er einen Abstecher in die Fußgängerzone, um Geld abzuheben. Als er zurück kam, war der Fanshop schon zu. "Zum Glück haben sie ihn für mich noch einmal aufgeschlossen."

Nicht die einzige Situation, in der Magnus Landin von seinem großen Bruder profitierte. Als der heutige THW-Linksaußen sieben Jahre später als Niklas aufs Internat nach Oure wollte, musste er nicht auf die Warteliste. "Er hatte wohl einen guten Namen", vermutet Niklas. Inzwischen sind es die Landins, deren Trikots in und um Gudme gefragt sind. "Der Mannschaftsbetreuer ist immer noch derselbe wie damals", sagt Niklas. "Er hat schon vor einem Jahr gefragt, ob er mein Trikot bekommt. Dieses Mal gebe ich es ihm." Für den frisch gebackenen Weltmeister ist es nicht nur eine Rückkehr in die Handball-Euphorie, die er und seine Mannschaft im Januar in Dänemark entfachten. "Ich kenne noch so viele Leute, die in diesem Klub mithelfen und freue mich richtig darauf, sie alle wiederzusehen." Wann immer es möglich ist, schaut Landin die Spiele seines Ex-Klubs und drückt die Daumen für einen GOG-Sieg. "Nur am Sonntag nicht", sagt er und lacht.

(Von Merle Schaack, aus den Kieler Nachrichten vom 02.03.2019, Foto: Sascha Klahn)

Service: Tickets für die EHF-Cup-Heimspiele

Für das letzte Heimspiel des THW Kiel in der Gruppenphase des EHF-Cups gegen Fraikin BM. Granollers aus Spanien (23.3., 18 Uhr) gibt es an allen bekannten Vorverkaufsstellen, im Online-Ticketshop des THW Kiel unter www.thw-handball.de/tickets, im Ticketcenter der Sparkassen-Arena und unter der telefonischen Hotline 01806 / 300 234 (gebührenpflichtig: 0,20 Euro/Anruf aus dem dt. Festnetz, max. 0,60 Euro/Anruf aus dem dt. Mobilfunknetz) noch Eintrittskarten. Für die "AKQUINET EHF Cup Finals" am 17. und 18. Mai hat der Vorverkauf für Inhaber eines EHF-Kombitickets am 1 März begonnen. Dieser endet am 10. März, der freie Vorverkauf für die Final-Tickets startet am 12. März (siehe Extra-Artikel).