Hauptrunde! Souveräner DHB-Erfolg gegen Slowenien
Jetzt kommen Russland, Dänemark und Ungarn
In die Hauptrunde nimmt die deutsche Mannschaft nach dem 29:32 gegen Spanien sowie dem 27:26 über Schweden 2:2 Punkte mit und hat damit vor den drei kommenden Spielen gute Chancen auf den Halbfinal-Einzug. Slowenien ist im Rennen um die Hauptrunde hingegen gescheitert. Gegner der deutschen Mannschaft werden in den kommenden Tagen die Mannschaften aus Dänemark, Ungarn und Russland sein. Bundestrainer Dagur Sigurdsson war nach dem Sieg sichtlich zufrieden mit seinem Team: "Wir sind natürlich sehr glücklich übers Weiterkommen, über den Sieg, aber auch, wie wir gespielt haben. Unsere Defensive nahm den Druck vom Angriff, das war der entscheidend für den Erfolg. Ich denke, unsere junge Mannschaft ist fit für die Hauptrunde." Gespielt wird weiterhin in Breslau, und im beheizten Kieler Handballbahnhof werden alle Hauptrunden-Partien der deutschen Mannschaft live und kostenlos gezeigt.
Verschlafene Anfangsphase
Die Ausgangslage vor dem abschließenden Vorrunden-Spiel war klar: Deutschland brauchte unbedingt noch einen Punkt zum Weiterkommen. Der geriet für das DHB-Team, das erstmals bei dieser EM mit dem Bald-Kieler Andreas Wolff im Tor begonnen hatte, nach zehn Minuten in weite Ferne. Nach Reichmanns 2:1 (4.) waren die Gäste, begünstigt durch zwei frühe Zeitstrafen gegen Christian Dissinger, auf 5:2 davon gezogen. Wieder einmal hatte die deutsche Mannschaft die Anfangsphase verschlafen, arbeitete sich aber in der Folge richtig in die Partie hinein. Steffen Fäth beendete die neunminütige Torflaute mit einem wuchtigen Wurf zum 3:5, Steffen Weinhold legte in unnachahmlicher Art nach, und Jannik Kohlbacher erzielte mit einem Doppelschlag die deutsche 6:5-Führung, die Ex-"Zebra" Vid Kavticnik postwendend ausglich.
EM, 3. SPIELTAG, 20.01.16: DEUTSCHLAND - Slowenien: 25:21 (12:10)
Schiedsrichter: Santos/Fonseca (Portugal) Zeitstrafen: 14:14 Minuten (Pekeler/6, Dissinger/4, Lemke3, Fäth – Poteko/6, Kavticnik, Cingesar, Miklavcic, Zvizej) Rote Karten: Pekeler (56.), Poteko (57.), jeweils nach dritten Zeitstrafen Siebenmeter: 3/3: 4/4 Spielfilm: 2:3 (8.), 2:5 (10.), 5:5 (16.), 6:5 (16.), 8:6 (20.), 9:9 (25.), 12:9 (28.), 12:10;
15:11 (38.) 20:15 (49.) 25:18 (58.), 25:21. Zuschauer: 6000 in Breslau
12:10 zur Pause
Mit einigen tollen Paraden verhinderte Wolff in dieser Phase eine neuerliche Führung der Slowenen, die aufgrund einer hohen Fehlerzahl der deutschen Mannschaft im Angriff aber auch nicht abgeschüttelt werden konnten. Das änderte sich kurz vor der Pause ein wenig: Fabian Wiede traf zum 10:9, und Rune Dahmke vollendete einen Gegenstoß sicher zum 11:9. Als Wiede dann auf 12:9 erhöhte und die deutsche Mannschaft noch einmal vor dem Wechsel in Ballbesitz kam, nutzte die DHB-Auswahl die sich ihr bietende Chance nicht: Gaber erzielte mit dem Halbzeitpfiff den 10:12-Anschluss für die Slowenen.
DHB-Team hält Slowenien auf Abstand
Der wichtige Fingerzeig nach dem Wiederanpfiff der schwachen portugiesischen Unparteiischen war eine Kieler Angelegenheit: Rune Dahmke traf zum 13:10 (33.) und legte nach einem Lemke-Steal das 14:10 nach, Steffen Weinhold beendete eine vierminütige Torflaute auf beiden Seiten mit dem 15:11 (38.). Die Partie, weiterhin mit vielen Fehlern behaftet, blieb trotzdem spannend - auch weil immer wieder Zeitstrafen ein geordnetes Spiel verhinderten. Trotzdem ließ die deutsche Abwehr, die sich immer besser auf den gegnerischen Angriff einstellte, keinen Lauf der Slowenen zu. Weinhold traf zum 18:14 (46.), Kavticnik zum 15:18 (47.). Strobel erhöhte, und in Überzahl machte Reichmann das 20:15 (49.) - angesichts der dominierenden Deckungsreihen bereits eine Vorentscheidung.
La Ola im Handballbahnhof
Auch, weil Christian Dissinger rechtzeitig zurück war: Der Kieler Rechtshänder machte in Unterzahl von Rechtsaußen das wichtige 21:16 und holte kurz darauf einen Siebenmeter heraus. Den verwandelte Reichmann sicher zum 22:17, und in Breslau sowie im Kieler Handballbahnhof fingen die Fans an, den Hauptrunden-Einzug zu feiern. La Ola schwappte beim Public Viewing in Kiel durch die Reihen der 400 Fans vor der Großbildleinwand, als Dahmke fünf Minuten vor dem Ende mit dem 23:17 letzte Zweifel am Weiterkommen ausräumte. Nach Dissingers 25:18 (58.) fiel der Druck von der jungen deutschen Mannschaft ab, die sich nach der Ergebniskosmetik der Slowenen zurecht für eine souveräne Vorstellung feiern ließ.
KN: Reifeprüfung bestanden
Breslau. Die deutsche Handballbande rockt weiter die Europameisterschaft in Polen und hat am Mittwoch seine Reifeprüfung mit einem 25:21 (12:10) gegen Slowenien bestanden. Das Team von Bundestrainer Dagur Sigurdsson zieht in die Hauptrunde ein und trifft nun auf Ungarn (Freitag), Russland (Sonntag) und Dänemark (Mittwoch, alle 18.15 Uhr). Drittes Gruppenspiel, zweiter Sieg - zwei Punkte nehmen die Deutschen mit, bleiben in Breslau. Dass dort in der Jahrhunderthalle 14 EM-Debütanten auf dem Feld stehen, ist am Mittwoch endgültig nicht mehr zu spüren. Dagur Sigurdsson stellt nur auf einer Position um: Andreas Wolff hat sich in die Start-Sieben gespielt und legt zwischen den Pfosten los wie eine Nummer eins. Trotzdem mutet der Auftritt bis zur zehnten Minute noch durchwachsen an, weil die Schiedsrichter hart durchgreifen, Christian Dissinger nach acht Minuten bereits seine zweite Zeitstrafe kassiert und die Slowenen mit einer mega-offensiven Deckung erst einmal alle Bemühungen im Positionsspiel zerstören. Auch in der Abwehr läuft es zuerst nicht rund: Slowenien macht das Spiel breit, bringt die deutsche Deckung in die Bredouille, geht mit 5:2 in Führung (10.). Erst ein 4:0-Lauf zum 6:5 (17.) lässt Gorazd Skof im slowenischen Tor wanken, die Slowenen denken jetzt nach, produzieren Fehler, und Deutschland wird immer besser in der Abwehr. "Der Sieg gibt Selbstvertrauen. Die Jungs werden auch noch hungriger", sagt Sigurdsson nach dem Abpfiff. Hunger, den besonders die "Bad boys" Finn Lemke und Hendrik Pekeler im Mittelblock und nach der Pause Kapitän Steffen Weinhold an den Tag legen. Weinhold wird später zum besten Spieler der Partie gewählt, ist Ideengeber von Halbrechts, macht das Angriffsspiel unberechenbar. 2,10-Meter-Riese Lemke sprintet zurück, fängt einen Ball ab, Weinhold trifft zum 15:11 (39.). Der Schlagwurf-Treffer des Kielers zum 16:12 (41.) wird zum Sinnbild für die deutsche Überlegenheit, den Teamgeist an diesem Tag. Weinhold zieht aus unmöglichem Winkel ab, der Ball schlägt ein, der Linkshänder reckt den Arm in die Luft, einen Finger ausgestreckt. Teamgeist, der sich gegen Slowenien mehr als zuvor Bahn bricht. Sigurdsson bringt den ungeahnt beweglichen Jannik Kohlbacher am Kreis, Martin Strobel lange Zeit im Rückraum. Tobias Reichmann (fünf Tore) und Rune Dahmke (4) zeigen sich treffsicher, Dahmkes viertes Tor zum 23:18 (56.) bringt die Vorentscheidung in einer handfesten, einer harten Begegnung, in der die Nationalmannschaft ihren Qualitätskatalog wieder erweitert. Slowenien reagiert mit Dean Bombac auf der Spielmacherposition - folgenlos, sein Trainer Veselin Vujovic zetert an der Seitenlinie wie Rumpelstilzchen. Ein paar Hundert deutsche Fans in Breslau singen "Oh, wie ist das schön". Und Teammanager Oliver Roggisch schwärmt von Abwehrchef Lemke: "Ich habe selten gesehen, dass sich ein Spieler so entwickelt. Alle sehen immer nur die Torschützen, mir macht es Spaß, ihm zuzusehen." Vorsichtig sagt Rune Dahmke: "Wenn wir so wie heute gegen diese tollen Individualisten Sloweniens die Abwehr stellen, ist noch viel möglich im Turnier." Vom Halbfinale will niemand sprechen. Aber das deutsche Team hat seinen Stil kultiviert. Kapitän Weinhold weiß: "Es tut weh, gegen uns zu spielen." Stimmen zum Spiel: Dagur Sigurdsson, Bundestrainer: Wir haben heute einen guten Handball gespielt und die Last auf noch mehr Schultern verteilt. Leute wie Strobel oder Kohlbacher haben mehr gespielt. So gehen wir frisch in die Hauptrunde. Die Außen hatten eine große Rolle in der Abwehr, das wird oft gar nicht gesehen. Finn Lemke, Abwehrchef: Bad boys? Wir spielen hart, aber fair. Mir macht es sowohl mit Pekeler als auch mit Schmidt Spaß. Ich verliere einfach ungern – jeden Zweikampf und das Spiel. Wir haben heute so aggressiv verteidigt, dass die Slowenen irgendwann nicht mehr Eins-gegen-eins gehen wollten. Oliver Roggisch, Teammanager: Wir haben 60 Minuten lang auf einem hohen Level gespielt, uns auch von den Zeitstrafen nicht aus der Ruhe bringen lassen. Jetzt werden die Trainer viel, viel Video schauen. Vid Kavticnik, slowenisches Ex-Zebra: Ich bin so enttäuscht. Wir haben eine gute Deckung gespielt, nur 25 Tore kassiert. Dann haben wir angefangen, zu viele Fehler zu machen, immer mehr hundertprozentige Chancen vergeben. Ein gutes Spiel reicht nicht - ein Punkt aus drei Spielen ist nicht genug. Ich bin sehr traurig. (von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 21.01.2016)