
28:23-Finalsieg gegen die MT Melsungen: Der THW Kiel ist DHB-Pokalsieger 2025!
Es ist vollbracht! Der THW Kiel steht ganz oben, gewann in einer mitreißenden Partie mit einer hoch konzentrierten Leistung in Abwehr und Angriff den deutschen Handball-Pokal. 20 000 Zuschauer in der Kölner Lanxess-Arena feierten mit den Zebras oder zollten der Mannschaft von Trainer Filip Jicha nach dem 28:23 (10:9)-Triumph über die favorisierte MT Melsungen Respekt und Anerkennung für zwei großartige Handball-Tage, die mit dem THW Kiel den verdienten Sieger fand. Am 13. April 2025 holten die Zebras ihren insgesamt 13. DHB-Pokalsieg! Angetrieben von einer unglaublich lautstarken "weißen Wand" auf den Tribünen, eine grandiose Mannschaftsleistung. Angeführt von Kapitän Domagoj Duvnjak und Eric Johansson, der sieben Treffer erzielte, waren die Zebras die spielbestimmende Mannschaft im Finale des Lidl Final4. Großer Rückhalt der Kieler beim 28:23 (10:9)-Erfolg war Andreas Wolff, der nach seinen 18 Final-Paraden zum "Man of the match" und besten Spieler des Turniers gewählt wurde.
Wiencek reißt den Pokal nach oben
Als das goldene Konfetti bei der Siegerehrung auf Mannschaft und Umfeld niederrieselte, schnappte sich Kapitän Domagoj Duvnjak den Pokal, gab ihn weiter an seinen scheidenden Mitspieler Patrick Wiencek, der den Cup in seinem letzten Pokalspiel der Karriere in die Höhe riss und die Jubelfeier einleitete. Eine großartige Szene von Duvnjak, der einmal mehr bewies, was für ein großartiger Sportler und Mensch er ist. Und natürlich stand der 36-jährige Kroate mit seiner Leistung im Mittelpunkt: Hatte er seinen THW Kiel schon beim hauchdünnen Sieg im Halbfinale über die Rhein-Neckar Löwen über die Ziellinie geführt, so war Duvnjak auch am Sonntag Leader und Vollstrecker in einer Person. Fünf Tore steuerte er zum Triumph über die Hessen bei, kämpfte in der Abwehr um jeden Ball und Zentimeter, war wieder einmal Vorbild für die gesamte Mannschaft.
Andreas Wolff mit Weltklasse-Leistung
Als bester Kieler Torschütze und zudem genialer Anspieler zeichnete sich Johansson aus. Der 24-jährige Schwede traf siebenmal aus dem Rückraum, bot eine bärenstarke Leistung. Der alles überragende Spieler aber stand im Kieler Tor. Andreas Wolff hielt insgesamt 18 Bälle, entpuppte sich als nicht zu bezwingendes Schreckgespenst für die Melsunger Angreifer und wurde nach der Partie euphorisch von seinen Mitspielern und den Kieler Fans gefeiert. "Ich bin unglaublich froh", schnaufte Andy Wolff später vor den TV-Kameras, "am liebsten würde ich jetzt aber in die Kabine gehen und erst einmal runterkommen, begreifen, was heute passiert ist." Zweimal habe er an dieser Stelle Champions-League-Finals verloren. "Jetzt dieser Triumph. Ich bin sehr, sehr froh.“ Heute habe die Körpersprache der Mannschaft von Beginn an gestimmt, so Wolff weiter: "Wir haben einfach alles gegeben, alle unsere Emotionen und das Herz aufs Parkett gebracht.“
Melsungen ging als Favorit in das Finale
Während Melsungen auch beim dritten Versuch scheiterte, den deutschen Handball-Pokal und den ersten offiziellen Titel mit nach Hessen zu nehmen, feierten die THW-Fans Wettbewerb übergreifend den insgesamt 61. Titel ihrer Vereinsgeschichte, gewannen zum 13. Mal den deutschen Handball-Pokal. Rekord. Dabei hatten viele Beobachter die MT Melsungen als leichten Favoriten für das Finale gesehen. Auch, weil sich die Personalsituation der Mannschaft von Trainer Parrondo im Vergleich zum Bundesliga-Punktspiel zwischen beiden Teams Ende März in Kassel weiter verbessert hatte, Der Bundesliga-Spitzenklub hatte bereits im Halbfinale gegen Balingen mit David Mandic und Alexandre Cavalcanti wichtige Spieler wieder im Kader, die natürlich auch gegen den THW Kiel auf dem Spielberichtsbogen standen. Überraschend hatte sich zudem Torhüter-Trainer Carsten Lichtlein das Trikot übergezogen, der 44-Jährige sprang für den verletzten Adam Morawski in die Bresche. Die Kieler mussten dagegen erneut auf Nikola Bilyk und Harald Reinkind verzichten, beide waren verletzungsbedingt nur als miteifernde Zuschauer dabei.
Starke Torhüter prägen den Start
THW-Trainer Filip Jicha setzte in der Abwehr nach seinen positiven Erfahrungen im Halbfinale auf das Mittelblock-Gespann Patrick Wiencek/Hendrik Pekeler, auf Rechtsaußen durfte Bence Imre von Beginn an ran, auf der anderen Seite bekam Magnus Landin zunächst den Vorzug vor Rune Dahmke. Die ersten 30 Minuten standen vor allem im Zeichen der beiden starken Abwehrreihen und der Torhüter, Andreas Wolff auf Kieler Seite, Nebojsa Simic im MT-Tor. Simic war es auch, der eine schnelle, klare Führung für die Zebras mit Paraden gegen Johansson, Imre und Emil Madsen verhinderte. Andy Wolff stand Kristopans und Svensson im Weg. So stand es nach sechs Minuten 1:1. Eric Johansson hatte den THW sehenswert in Führung gebracht, Mandic traf von Linksaußen. Domagoj Duvnjak, der anfangs das Zepter auf der Mittelposition in seine Hände nahm, wuchtete den Ball zum 2:1 in die MT-Maschen, und nach der dritten Parade von Wolff gegen Sipos waren Madsen und Wiencek zur Stelle, erhöhten auf 4:1 für die Kieler. Ein gelungener Start, der durch den anschließenden 3:0-Lauf durch Tore von Jonsson (2) und Kristopans aber schnell aufgebraucht war.
Knappe Halbzeitführung
Magnus Landin läutete dann von Linksaußen einen 3:0-Lauf der Zebras ein, Wiencek wuchtete den Ball vom Kreis an Simic vorbei ins Netz. Und dann narrte Elias Ellefsen á Skipagötu die gesamte MT-Abwehr, erzielte in der 17. Minute mit Tempo und Wucht Kiels 7:4-Führung. Melsungen antwortete mit Toren von Mandic und Jonsson, nach 20 Minuten stand es 7:6. Zeit für einen erneuten Kieler 3:0-Lauf, unterstützt von Wolff-Glanzparaden. Johansson und zweimal á Skipagötu trafen zum 10:6 in der 24. Minute. Das Kieler Angriffsspiel hatte dann aber Sendepause, Melsungen nutzte THW-Fehler und Simic-Glanzparaden zum 9:10-Halbzeitstand. "Wir machen ein gutes Spiel, können ganz zufrieden sein", analysierte Linksaußen Dahmke vor dem Gang in die Kabinen. "So wollen wir jetzt weitermachen!"
Kieler setzen sich langsam ab
Gesagt, getan: Mroraes glich zwar direkt nach der Pause zum 10:10 aus, wenig später glückte dem MT-Riesen Kristopans gar das Tor zum 12:11. Es war die erste und letztlich auch letzte Führung der MT Melsungen. Johansson hämmerte den Ball dann zum 12:12 in die MT-Maschen, Emil Madsen traf mit 115,5 km/h zur erneuten Kieler Führung, die Jonsson ein letztes Mal egalisierte. Geistesgegenwärtig netzte Duvnjak im Gegenzug mit raffiniertem Aufsetzer ein, Wolff ließ den frei vor ihm auftauchenden Barrufet verzweifeln, Rune Dahmke nutzte die Chance, erhöhte auf 15:13. Langsam setzten sich die Kieler jetzt ab, hatten sich gut auf das Sieben-gegen-Sechs-Angriffsspiel von MT eingestellt, legten zumeist drei, vier Tore zwischen sich und die Hessen. Basis war die immer wieder fest zupackende THW-Abwehr um Wiencek und Pekeler. Dahinter steigerte sich Wolff jetzt in Weltklasse-Form.
Schlussphase gehört auch den Zebras
Als "Dule" nach Ballklau in der 44. Minute zum 17:14 traf, drückte Parrondo zum zweiten Mal auf den Buzzer. Mit der Auszeit hoffte der MT-Trainer, neue Impulse in sein Team tragen zu können. Es blieb bei der Hoffnung. Beide Teams schenkten sich nichts, kämpften unverdrossen, vor allem aber hielten die Kieler ihren Gegner weiter auf Abstand, agierten im Angriff bisweilen selbst mit Sieben gegen Sechs, weil die Kräfte zunehmend schwanden. Fünf Tore Vorsprung wurden es dann in der 51. Minute nach dem Rückraum-Hammer von Madsen. Balenciaga und Ignatow überwanden Wolff, sorgten beim 20:23 in der 53. Minute für eine erneute, letzte Hoffnung im eigenen MT-Lager. Doch die schwand: Melsungens Angreifer zerschellten mit ihren Versuchen an der THW-Abwehrwand, vorne nutzten Patrick Wiencek und Domagoj Duvnjak ihre Chancen geschickt und eiskalt.
Zebras feiern mit ihren Fans
Als Andreas Wolff dann erneut gegen den frei vor ihm auftauchenden Barrufet parierte, gab's sogar ein Küsschen vom Kapitän, der den Ball anschließend zum 26:21 in die Melsunger Maschen wuchtete. Es war die 57. Minute, und als Lukas Zerbe Sekunden später einen Ballklau im leeren MT-Tor unterbrachte, war alles entschieden: Die letzten Zweifel am 13. Pokal-Triumph waren beiseite gewischt. Die THW-Fans waren total aus dem Häuschen, der THW hatte wieder einmal (Pokal)-Geschichte geschrieben und feierte diese mit den Fans: Rune Dahmke stimmte die berühmte "Humba" an, Auftakt für großartige Feierlichkeiten in der Arena. Der THW Kiel und seine Fans hatten es einmal mehr gemeinsam geschafft!
Mittwoch gegen die Füchse
Für die Zebras gibt es nach den unfassbar harten Spielen beim Lidl Final4 keine Zeit, um zu verschnaufen. Bereits am Mittwoch wartet die nächste große Herausforderung auf die ausgelaugten Kieler: Zu Gast in der ausverkauften Wunderino Arena ist dann der Tabellenführer der DAIKIN Handball-Bundesliga aus Berlin. Die Füchse, die sich seit zehn Tagen auf die Partie an der Förde vorbereiten, wollen mit einem Sieg in Kiel einen weiteren großen Schritt in Richtung erster Deutscher Meisterschaft machen. „Ich weiß aktuell noch nicht, in welcher Verfassung wir Mittwoch sein können, aber wir und unsere weiße Wand werden dagegenhalten“, verspricht THW-Kapitän Patrick Wiencek. Anpfiff ist um 19 Uhr, Dyn überträgt live. Der THW Kiel ist DHB-Pokalsieger 2025! Weiter geht’s gegen die Füchse, Kiel!
Text: Reimer Plöhn / Fotos: Sascha Klahn
DHB-Pokal, Finale: THW Kiel – MT Melsungen 28:23 (10:9)
THW Kiel: Mrkva (n.e.), Wolff (1.-60., 18 Paraden); Duvnjak (5), Landin (1), Överby, Wiencek (4), Pabst, Johansson (7), Dahmke (1), Zerbe (1), Kutz, Madsen (3), Pekeler (3), á Skipagötu (3), Imre; Trainer: Jicha
MT Melsungen: Simic (1.-60., 14 Paraden), Lichtlein (n.e.); Enderleit (2), Balenciaga (3), Mandic (2), Sipos, Kristopans (3), Ignatow (3), Moraes (3), Danner, Jonsson (5), Soler, Cavalcanti, Svensson, Kastening (1), Barrufet (1/1); Trainer: Parrondo
Schiedsrichter: Robert Schulze / Tobias Tönnies
Zeitstrafen: THW: 3 (2x Pekeler (23., 56.), Landin (28.)) / MT: 3 (2x Sipos (17., 30.), Jonsson (57.))
Siebenmeter: THW: /MT: 1/1
Spielfilm: 1.Hz.: 1:0 (2.), 1:1 (6.), 4:1 (10.), 4:4 (14.), 7:4 (17.), 7:6 (20.), 10:6 (24.), 10:9 (28.);
2. Hz.: 10:10, 11:10, 11:12 (34.), 13:12 (36.), 13:13, 15:13 (40.), 15:14 (41.), 17:14, 19:15 (46.), 21:18 (49.), 23:18 (52.), 23:20 (53.), 24:21, 27:21 (57.), 27:23.
Zuschauer: 19.750 (ausverkauft) (Lanxess Arena, Köln)
Stimmen zum Spiel:
THW-Trainer Filip Jicha: Eine Emotionswelle geht durch meinen Körper. Ich bin riesig stolz auf meine Mannschaft, wie sie das Wochenende performt und vollstreckt hat. Gestern war eine absolute Willensleistung, heute haben wir auf den Punkt gespielt. Wir haben uns auf dem Weg auch nicht von den guten Paraden von Simic beeindrucken lassen. Ich freue mich für die Mannschaft und die Familien und unsere Fans. Wir wollten unseren Fans Emotionen bieten, die wieder mit so vielen nach Köln gekommen sind. Und das haben wir getan. Ein Ein Riesen-Dank geht an die weiße Wand, unsere Zuschauer haben uns auf dem Weg zum Titel enorm geholfen. Nicht nur in Köln, sondern auch in unseren Heimspielen gegen Magdeburg und Gummersbach. Ich habe aber auch einen Riesenrespekt vor dem, was Melsungen aufgebaut hat. Heute waren wir die glücklicheren, es war eine sehr konzentrierte Leistung meiner Jungs. Wir werden heute den Erfolg mit unseren Familien ausreichend feiern.
THW-Geschäftsführer Viktor Szilagyi: Es ist überwältigend, das Wochenende war eine emotionale Achterbahnfahrt. Ich freue mich für unseren Club, unsere Fans, unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, den kompletten Staff und natürlich auch für Filip und Sprengi. Die Mannschaft hatte den Glauben an den Erfolg, und heute wurde all das, was von den beiden vorbereitet wurde, umgesetzt. Leidenschaft, Emotionen, es passte einfach alles. Danke an alle, die das Lidl Final4 hier möglich gemacht haben. Jetzt mit dem Pokal und der Medaille nach Hause zu fahren, macht das ganze noch schöner.
MT-Trainer Roberto Garcia Parrondo: Wir sind natürlich sehr unzufrieden im Moment. Für die Spieler, alle Mitarbeiter und für uns ist das ein schwerer Moment. Aber wir sollten sehr stolz sein auf das Team, das zum zweiten Mal hier dabei war. Wir hatten große personelle Probleme, Dainis Kristopans hat nicht einmal mit der Mannschaft vor dem Turnier trainiert, Simic hatte eine Verletzung am Finger. Wir wollten heute gewinnen, aber es war nicht unser Moment. Wir haben aber einen guten Handball gespielt.
THW-Kapitän Domagoj Duvnjak: Dieser Pokalsieg fühlt sich unglaublich gut an. Wir haben diesen auch für unsere Fans gewonnen. Unsere medizinische Abteilung hat einen unglaublichen Job gemacht. Wir wissen aber auch: Ein Finale spielt man mit vielen Emotionen. Mit Herz und unseren Fans. Das haben wir von der ersten Minute an getan. Andis Leistung war brutal, mit so einem im Tor ist alles leichter.
MT-Leiter Michael Allendorf: Finals werden von Weltklasse-Spielern entschieden. Das haben wir bei Andi gesehen. Es tut deutlich mehr weh als im letzten Jahr, weil wir eine starke Saison spielen. Aber wir haben es nicht geschafft, den ersten Titel der Vereinsgeschichte zu holen. Wir haben aber zwei weitere Chancen, und wir werden alles dafür tun, unser Ziel zu erreichen.