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KN: Jicha schreibt offenen Brief an Uwe Gensheimer

DHB-Pokal

KN: Jicha schreibt offenen Brief an Uwe Gensheimer

Mannheim. Nach der 26:29 (14:15)-Niederlage im Viertelfinale des DHB-Pokals gab es am Mittwochabend viele Verlierer. Beispielsweise die Mannschaft des THW Kiel, die zum zweiten Mal in Folge das "Final Four" in Hamburg (9./10. Mai) und damit ein Startgeld von rund 120000 Euro verpasste. Der größte Verlierer an diesem dramatischen Handballabend aber hieß Uwe Gensheimer. Der Kapitän der Rhein-Neckar Löwen hatte Glück, dass sein brutaler Faustschlag gegen Rene Toft Hansen von den Unparteiischen übersehen wurde.

Foul des Löwen-Kapitäns an Rene Toft Hansen bleibt folgenlos

Hätte das schwache Gespann Robert Schulze/Tobias Tönnies die Szene in der 14. Minute gesehen, wäre Gensheimer des Feldes verwiesen worden. Für den Spielverlauf hätte das entscheidende Konsequenzen gehabt, war der Linksaußen doch einmal mehr einer der Besten im Team von Nikolaj Jacobsen. Der sechsmalige Torschütze war es, der in der dramatischen Schlussphase das 27:25 mit einem sehenswerten Kempa-Anspiel auf Alexander Petersson einleitete. Er setzte auch den Schlusspunkt, als er gedankenschnell in den Kieler Torkreis hechtete, um einen Abpraller zum völlig freistehenden Petersson zu befördern. Der Isländer hatte keine Mühe, den vom Gros der 12070 Zuschauer in der Mannheimer SAP-Arena umjubelten Treffer zum 29:26-Endstand zu erzielen. Mitten in der Traube der überglücklichen Sieger hüpfte Gensheimer, der in einem Interview bei Sport1 anschließend davon sprach, dass es "ein geiles Handballspiel" gewesen sei. "Wir haben so viel Leidenschaft auf die Platte gebracht." Seine Kollegen hatten ihre Emotionen im Griff. Er, der sich offensichtlich als Pulsgeber verstand, nicht. Auch die TV-Kommentatoren hatten die Tätlichkeit des 28-Jährigen übersehen. Tatsächlich war sie auch schwer zu erkennen, spielte sich der Zweikampf doch abseits des Spielgeschehens ab. Die bis dato souveränen Zebras führten 8:7, Domagoj Duvnjak wurde von Stefan Kneer knapp elf Meter vor dem Tor des überragenden Niklas Landin festgemacht, als Kiels Kreisläufer wie vom Blitz getroffen zu Boden sank. "Er hat mich mit der Faust auf die Brust geschlagen, das war eine klare Rote Karte", sagte der Däne nach dem Abpfiff. Noch immer fassungslos darüber, was ihm von einem Spieler widerfahren war, der als Sportler einen tadellosen Ruf genießt. Gensheimer hatte die Nationalmannschaft gerade bei der Weltmeisterschaft in Katar als Kapitän zu einem guten siebten Platz geführt. Die "Handballwoche" kürte ihn unlängst mit deutlichem Abstand vor dem Kieler Steffen Weinhold einmal mehr zu Deutschlands Handballer des Jahres. "Ich habe mich sehr erschrocken, so kenne ich Uwe nicht", sagte Kiels Manager Thorsten Storm, der vor seinem Wechsel zum Rekordmeister sieben Jahre die Geschicke der Löwen geleitet hatte. "Und es passt auch nicht zu seinem Spiel." Gensheimer hatte bereits in der vierten Minute eine Zeitstrafe kassiert, als er fast auf Höhe der Mittellinie Toft Hansen umschubste. Und in der 15. Minute schlug er dann zu. Eine nachträgliche Bestrafung schloss Schiedsrichter-Boss Peter Rauchfuß aus. "Der THW hat keinen Einspruch eingelegt, für uns ist der Fall damit erledigt." Die Kieler, die nach dem Pokal-Aus durch die Bank von einer verdienten Niederlage sprachen, wollten das Gensheimer-Foul aber zumindest nicht unkommentiert lassen, zu sehr hatte es sie noch am Tag danach aufgewühlt. Auf seiner Facebook-Seite schrieb Filip Jicha gestern einen offenen Brief an Gensheimer. Als Vorbild, so der THW-Kapitän, dürfe er sich eine solche Aktion nicht erlauben. "Ihr habt das Pokalspiel gewonnen, wir sind die Verlierer. Aber Du hast in meinen Augen viel mehr verloren." Gensheimer selbst war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen, sein Verein wollte sich auf KN-Anfrage zu dem Vorfall nicht äußern. (Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 06.03.2015, Foto: Sascha Klahn)