THW Kiel gegen Vojvodina mit Torfestival zum Gruppensieg und 4:0 Hauptrunden-Punkten

European League

THW Kiel gegen Vojvodina mit Torfestival zum Gruppensieg und 4:0 Hauptrunden-Punkten

Sechstes Spiel, sechster Sieg: Der THW Kiel ist durch die Vorrunde der EHF European League nur so durchgerauscht. Die Zebras ließen sich im letzten Gruppenspiel vor mehr als 7500 Fans in der Wunderino Arena auch nicht vom serbischen Meister aufhalten. Nach dem 37:35 (21:15)-Triumph über RK Vojvodina stehen die Kieler als verlustpunktfreier Gruppensieger fest und sicherten sich zudem das optimale Startpolster für die im Februar startenden Hauptrunde. Angeführt vom elffachen Torschützen Nikola Bilyk und dem überragenden Spielmacher Domagoj Duvnjak boten die ersatzgeschwächten Zebras den Fans in Kiels Handball-Arena ein enorm schnelles Spiel, in dem beide Mannschaften ihr Hauptaugenmerk auf den Angriff gelegt hatten: 72 Tore sprechen eine klare Sprache, die Fans erlebten ein echtes Torfestival, waren begeistert und feierten ihre Zebras schon lange Zeit vor dem Abpfiff.

Kieler feiern Gruppensieg

Den Schlusspfiff musste Andreas Wolff allerdings außerhalb des Geschehens miterleben. Der THW-Torhüter war in der 53. Minute aus seinem Tor geeilt, um einen Ball abzufangen, prallte dabei unglücklich mit Hussein Nafea zusammen und kassierte dafür die rote Karte vom kroatischen Schiedsrichtergespann. Am Ende feierte aber auch Wolff mit seiner Mannschaft. Denn mit dem Sieg über die Serben machten die Kieler ihr Vorhaben wahr, starten in der Gruppenphase der Hauptrunde jetzt komfortabel mit vier Pluspunkten. Dort warten mit Bundesliga-Konkurrent MT Melsungen und dem FC Porto ausgesprochen starke Mannschaften. "Melsungen ist natürlich eine harte Nuss, Porto ebenfalls eine gute Mannschaft. Daher war der Sieg über Vojvodina sehr, sehr wichtig", sagte Kiels Rückraus-Ass Nikola Bilyk, der trotz Kniebeschwerden 60 Minuten Vollgas gab, elf Tore zum Sieg beisteuerte und bester THW-Schütze war. "In der ersten Halbzeit war mit meinem Knie alles ok, später habe ich schon was gemerkt. Aber insgesamt war es ok", erklärte der Österreicher, der sich in den Dienst der Mannschaft stellte.

Drei Zebras nicht mit dabei

Denn die Saison mit oft drei Spielen pro Woche und die langen Reisen auch zu den Auswärtsspielen in der EHF European League kosten die Zebras wieder einmal nicht nur Kräfte, sondern fordern auch die medizinische Abteilung heraus. Vor der Partie gegen den zwölfmaligen serbischen Meister standen der bereits seit Saisonbeginn an der Ferse verletzte Harald Reinkind und aktuell auch Elias Ellefsen á Skipagötu (Muskelverletzung Wurfarm) sowie Eric Johansson (krank) nicht zur Verfügung. Angeschlagen gingen zudem Nikola Bilyk (Knie) und Hendrik Pekeler (Handgelenk) in das letzte Vorrundenspiel der European League. Zum Leidwesen von THW-Trainer Filip Jicha bleibt der THW-Kader weiterhin ausgedünnt. Dennoch zeigten sich die Zebras vor großartiger "Tag der Vereine"-Kulisse von Beginn an ausgesprochen torhungrig. Die Trefferflut der ersten Hälfte eröffnete Patrick Wiencek nach langer Ballpassage und unter Zeitnot zur 1:0-Führung. Die Gäste glichen nur einmal aus. Francisco da Silva, mit insgesamt neun Treffern auch bester Schütze seines Teams, war in der zweiten Minute zum 1:1 erfolgreich. 

Torhungriger THW Kiel

Dann trugen sich erst einmal nur die Kieler in die Torschützenliste ein. Bilyk war zum 2:1 erfolgreich, Bence Imre traf zum 3:1 und Emil Madsen machte den 3:0-Lauf nach vier Minuten mit dem 4:1 komplett. Fortan ging es hin und her. Die Kieler legten zumeist vor, Vojvodina zog nach. Auf Kieler Seite tat sich einmal mehr Kapitän Duvnjak hervor, der nahtlos an seinen erfolgreichen Angriffsaktionen aus den vergangenen Partien anschloss. Bis zur 12. Minute war der Kroate dreimal mit Soloauftritten erfolgreich. Torhungrig war zudem Bilyk - fünfmal bis zur Pause erfolgreich - und Bence Imre. Kiels junger Neuzugang brachte es bis zum Pausenpfiff auf sechs Treffer, zwei von der Siebenmeterlinie.

Mrkvas Siebenmeter-Show

Die erste Vier-Tore-Führung zum 8:4 erzielte nach neun Minuten Duvnjak, per Doppelschlag waren die Gäste aber schnell wieder dran. Der Zebra-Express kam jetzt auf Touren. "Dule" Duvnjak drückte aufs Gaspedal, hatte die Zügel in der Hand, und so erzielten Bilyk, Landin, Imre und Co. Tor um Tor. Wirklich absetzen konnten sich die Zebras aber erst, als Tomas Mrkva in der 15. Minute für Andreas Wolff bei einem Siebenmeter zwischen die Pfosten gestellt wurde. Der Tscheche parierte, zeigte wenig später eine weitere spektakuläre Parade gegen da Silva, so dass Filip Jicha fortan seinem Landsmann das Vertrauen im Tor gab. Mrkva bedankte sich mit insgesamt acht Glanzparaden vor dem Halbzeitpfiff, entzückte die Fans und seine Mitspieler vor allem durch seine Sieben-Meter-Abwehr-Show. Der 35-Jährige machte insgesamt drei Strafwürfe unschädlich, den Serben zitterten in dieser Phase des Spiels die Hände, wenn sie zur Siebenmeterlinie schritten.

Beide Teams weiter auf Torejagd

Die Folge: Nikola Bilyk, Youngster Linus Kutz und Bence Imre ließen einen weiteren 3:0-Lauf folgen: Nach 27 Minuten lag der THW mit sieben Toren vorn, führte 19:12. Vojvodina aber brach nicht ein, hielt vor allem mit gelungenen Angriffszügen und den bulligen Offensiv-Kraftpaketen dagegen, beim Halbzeitpfiff leuchtete auf dem Arena-Würfel 21:15 für den THW Kiel. Ein Zwischenergebnis, das früher häufig erst nach 60 Minuten gezählt wurde. Die Geschichte der zweiten Halbzeit ist schnell erzählt: Beide Mannschaften gingen weiter auf Torjagd, vernachlässigten aber die eigenen Abwehraufgaben. Der THW hielt Vojvodina ständig auf Distanz, meistens mit drei bis fünf Toren. Der junge Henri Pabst nutzte seinen Kurzeinsatz mit dem Treffer zum 32:27. Bilyk erzielte das schönste Tor des Abends nach Pirouette und anschließendem Dreher ins lange Eck. Nach 45 Minuten kehrte Andreas Wolff ins THW-Tor zurück. Er verdiente sich den Beifall der Fans mit drei Glanzparaden in Folge, bevor er im Herauslaufen unglücklich mit einem serbischen Gegenspieler zusammenprallte, Rot sah, außerdem einen schmerzhaften Schlag auf sein Knie bekam.

Beide Teams weiter auf Torejagd

Hinter dem eigenen Tor sitzend, sah Kiels Schlussmann dann die Entscheidung: Hendrik Pekeler, kurz zuvor von Jicha für den vollkommen ausgepumpten Petter Överby ins Rennen geworfen, traf in der 57. Minute mit einem trockenen Aufsetzer zum 36:32, war eine Minute später nur mit einem Foul zu bremsen. Den Strafwurf netzte Magnus Landin sicher ein. Das Rennen war gelaufen - auf dem Feld. Denn nach der Partie kehrten die Zebras schnell wieder zurück in die Halle, um die Autogramm- und Selfiewünsche der vielen hundert jungen und jüngsten Handball-Fans zu erfüllen, die mit ihren Clubs beim "Tag der Vereine" zu einer ganz besonderen Atmosphäre beigetragen hatten.

Samstag Heimspiel gegen Wetzlar

Die Kieler behalten ihren Rhythmus bei: Nach dem fünften Spiel innerhalb von 13 Tagen geht es für sie bereits am kommenden Samstag in die letzte Begegnung des ereignisreichen Novembers: Zu Gast ist ab 19 Uhr die HSG Wetzlar. Die Hessen sind nicht unbedingt ein Lieblingsgegner der Zebras, sorgen mit ihrem auf extrem lange Angriffe ausgelegten Spiel oftmals für Hektik auf der Platte. „Wir müssen geduldig spielen, unsere Chancen kreieren und dann nutzen“, sagt daher THW-Linksaußen Rune Dahmke. Auch er hat den bisher letzten Wetzlar-Auftritt in Kiel noch schmerzhaft im Gedächtnis: Im Oktober 2023 verlor der THW Kiel in der dritten Pokalrunde zu Hause gegen die HSG. Nun sollen mit Unterstützung der eigenen Fans am Samstag die beiden Zähler unbedingt in Kiel bleiben. Noch gibt es einige freie Plätze in der Wunderino Arena, Eintrittskarten sind unter www.thw-tickets.de , bei CITTI sowie in der THW-FANWELT erhältlich. Weiter geht’s gegen Wetzlar , Kiel!

Text: Reimer Plöhn / Fotos: 

EHF European League, 6. Spieltag: THW Kiel – RK Vojvodina (SRB): 37:35 (21:15)

THW Kiel: Mrkva (16.-42., 53.-60., 8/3 Paraden), Wolff (1.-16., 42.-53., 5 Paraden); Duvnjak (6), Landin (5/3), Överby, Wiencek (1), Pabst (1), Dahmke (1), Zerbe (n.e.), Kutz (1), Madsen (4), Bilyk (11), Pekeler (1), Imre (4/2); Trainer: Jicha
RK Vojvodina: Lucin (13.-30., 46.-52., 1 Parade), Trnavac (1.-13., 30.-46., 52.-60., 5 Paraden; Vorkapic (1), Milic, Mileta (2), Vukovljak, Stankov, da Silva (9), Drasko, Radjenovic, Nikolic (7), Predovic (3), Kavcic (6), Hussein Nafea (4), Pukhouski (1); Trainer: Rojevic

Schiedsrichter: Davor Loncar / Zoran Loncar (CRO)
Zeitstrafen: THW: 2 (Landin (19.), Överby (32.)) / Vojvodina: 5 (Vorkapic (8.), Nikolic (8.), 2x Kavcic (22., 38.), Vukovljak (47.))
Rote Karte: Wolff (THW, grobes Fpulspiel (53.))
Siebenmeter: THW: 6/5 (Imre überweg (22.)) / Vojvodina: 8/2 (Hussein Nafea überweg (9.), da Silva an die Latte (15.), Mrkva hält Vorkapic (16.), Mrkva hält Hussein Nafea (19.), Mrkva hält Mileta, der den Nachwurf verwandelt (28.), Vorkapic vorbei (43.))
Spielfilm: 1:1 (2.), 4:1 (4.), 5:2, 6:4 (8.), 8:4, 8:6 (10.), 9:7, 11:7 (12.), 13:9, 14:11 (18.), 16:12 (22.), 19:12 (27.), 21:14 (30.), 21:15;
2. Hz: 21:16, 23:17 (33.), 23:20 (36.), 25:22, 28:25 (42.), 30:27 (46.), 32:27 (49.), 34:29 (52.), 34:31 (53.), 36:32 (57.), 37:33 (59.), 37:35.
Zuschauer: 7571 (Wunderino Arena, Kiel)

Stimmen zum Spiel: 

präsentierte das Spiel

THW-Trainer Filip Jicha: Wir sind sehr zufrieden mit den zwei Punkten, gerade wenn in Betracht zieht, dass wir aufgrund der vielen verletzten, angeschlagenen oder kranken Spieler kaum richtig trainieren konnten. Es war ein unglaublich intensives Match, vor allen Dingen in der zweiten Halbzeit. Vojvodina hat viel Druck gemacht. Unsere Abwehr konnte das mit einer Menge Power gespielte Eins-gegen-Eins der Serben nicht halten. Aber wir wollten heute gewinnen - egal, wie. Meine SPieler haben die Verantwortung übernommen, die zwei Punkte zu holen, also bin ich sehr zufrieden mit ihnen. Auch mit Nikola Bilyk, der einige Probleme hatte, aber die Mannschaft brauchte ihn, und er hat geliefert.

Vojvodinas Trainer Boris Rojevic: Ich bin sehr zufrieden mit unserem Auftritt heute. Natürlich kann man immer besser spielen, aber Kiel hat einen großen Namen in der Handball-Welt. Und wir wachsen an solchen Aufgaben wie heute.

THW-Torjäger Nikola Bilyk: Es war ein richtig hartes Match, danke an Vojvodina für diesen Fight. Wir wollten die zwei Punkte, wir haben die zwei Punkte geholt - das war heute das wichtigste vor dieser spektakulären Kulisse mit vielen jungen Fans. Wir haben es heute in der Defensive über das gesamte Spiel nicht geschafft, Vojvodina zu stoppen. Deshalb mussten wir viele Tore werfen und wir hatten glücklicherweise auch die Möglichkeiten dafür, diese Tore zu erzielen.

Vojvodinas Rechtsaußen Fran Mileta: Glückwunsch an den THW Kiel zum Sieg. In solch einem großen Spiel gegen solch einen großen Gegner muss man seine Torchancen nutzen - das haben wir nicht getan. Wir hatten drei verletzte Spieler, haben aber trotzdem ein gutes Match gespielt. Aber gegen Kiel musst du noch aggressiver spielen und vor allen Dingen Tore erzielen.