KN: Das Warten hat ein Ende
Der dramatische Endspurt der vergangenen Saison, der im Titelgewinn gipfelte, hatte Jichas linkes Sprunggelenk in Mitleidenschaft gezogen. Freie Gelenkkörperchen mussten entfernt, ein Knorpelschaden behandelt werden. Nach dem Spiel am 24. September begab sich der 32-Jährige in ärztliche Behandlung, ging anschließend in die Reha. „Ich fühle mich sehr gut, habe gut in der Reha gearbeitet. Aber wenn man drei Monate kein Handball gespielt hat, dann ist die Muskulatur geschwächt. Ich denke, dass ich erst zum Neustart der Bundesliga im neuen Jahr wieder an die alte Leistung anknüpfen kann. Jetzt hoffe ich, dass mir die Ärzte tatsächlich grünes Licht für einen Einsatz am Sonntag geben.“ Die Zeit abseits des Handballs nutzte der Tscheche auch, um innerlich zur Ruhe zu kommen. Die Entwicklung der Mannschaft hat er aber aus der Ferne beobachtet, und er ist zufrieden: „Wem hätte diese Entwicklung nicht gefallen? Der Ausfall von Aron (Palmarsson, d. Red.) und meine OP waren sicherlich ein Rückschlag für den Trainer. Aber es war auch eine gute Möglichkeit für die neuen Spieler, sich Vertrauen zu erarbeiten“, sagt Jicha. Dieses Vertrauen hat sich die Mannschaft verdient. In Abwesenheit ihres Kapitäns spielte sie sich auf Platz eins der Champions-League-Vorrundengruppe A, schaffte zudem durch die Niederlage der Rhein-Neckar Löwen beim Aufsteiger HC Erlangen am Dienstag den Sprung auf Platz eins der Bundesliga. „Die Niederlage der Löwen war sicherlich eine Überraschung. Aber man hat schon bei unserem knappen Sieg gegen Erlangen gesehen, wie stark der Aufsteiger ist. Ich mag es daher nicht, wenn man die Tabellenführung nur an der Löwen-Niederlage festmacht. Unsere Mannschaft hat zuletzt einfach starke Spiele gezeigt.“ War das Team vielleicht sogar zu erfolgreich nach dem Geschmack des Rückkehrers? „Die Spieler sind hungrig, und das ist gut so. Das ist gut für den Verein, und der liegt mir am Herzen. Wer sich zu wohl, zu sicher fühlt, der bringt nicht mehr die beste Leistung. Ich habe den Hunger zu zeigen, was ich kann. Ich werde den Kampf annehmen – aber nicht mit der Brechstange, sondern mit Zielstrebigkeit.“ Fast drei Monate nach seinem letzten Spiel freut sich Jicha aber vor allem, endlich wieder Handball spielen zu können – und sei es nur für ein paar Minuten. (von Ralf Abratis, aus den Kieler Nachrichten vom 11.12.2014)