Olympia: Deutschland besiegt Norwegen - Dänemark mit weißer Weste

Nach zuvor zwei bitteren Niederlage gegen Spanien und Frankreich mit jeweils einem Tor Differenz hat die deutsche Handball-Nationalmannschaft endlich eine Partie gegen eine Top-Mannschaft gewonnen: Am vierten Vorrunden-Spieltag der olympischen Spiele in Tokio besiegte die DHB-Auswahl den EM-Dritten Norwegen auch dank der besseren Torhüterleistung souverän mit 28:23 (14:11). Durch den Erfolg stieß das Team von Bundestrainer Alfred Gislason das Tor zum Viertelfinale weit auf: In der abschließen Partie der Gruppenhase würde ein Unentschieden gegen Brasilien zum Weiterkommen reichen. Weiter einsam ihre Kreise zieht in der Gruppe B die dänische Auswahl, die auch in der vierten Partie ihre weiße Weste wahrte, während Schweden erstmals eine Niederlage einstecken musste. 

DHB-Team von Beginn an stark

Von Beginn an Vollgas geben - diese Marschroute hatte Gislason seiner Mannschaft nach den zuletzt zweimal verschlafenen Startphasen mit auf den Weg gegeben. Und diesen Plan setzte die deutsche Mannschaft in die Tat um: Die Abwehr rackerte, verschob und hatte die beiden bisher so starken Kieler Sander Sagosen und Harald Reinkind gut unter Kontrolle, zudem gab Andreas Wolff mit tollen Paraden seinen Vorderleuten Sicherheit. Und diese spielten mit viel Selbstvertrauen nach vorn, hatten mit Kapitän Uwe Gensheimer einen sicheren Siebenmeter-Schützen und beim 14:11 zur Pause die Nase vorn. Der Vorsprung wuchs auch nach dem Wechsel weiter an, beim 21:16 lagen Steffen Weinhold, Hendrik Pekeler & Co sogar mit fünf Treffern vorn. Norwegen aber kämpfte sich - angetrieben von dem nun immer stärker werdenden Sagosen - wieder heran. Ein Doppelschlag des Kieler Rückraumspielers brachte Norwegen beim 21:22 (49.) wieder in Schlagdistanz - sollte sich die bisher so unglückliche Geschichte der deutschen Mannschaft wiederholen? Nein! Denn die DHB-Auswahl blieb cool, Jogi Bitter nagelte in der Schlussphase seinen Kasten förmlich zu, und vorn wurden die Chancen verwertet. Zudem kämpfte die deutsche Mannschaft, allen voran Pekeler, um jeden Ball. Mit einem 4:0-Lauf, gekrönt von einem fantastischen Dreher von Kastening zum 25:21 (56.), bog die deutsche Mannschaft auf die Siegerstraße ein, die sie nicht mehr verließ. Pekeler und Weinhold erzielten je zwei Tore, Sagosen war mit sieben Toren bester Torschütze der Partie, und Harald Reinkind traf einmal.

Sonntag gegen Brasilien

Zum Abschluss der Vorrunde trifft die deutsche Nationalmannschaft am Sonntag um 12:30 Uhr auf Brasilien - ein echtes Gruppenfinale, in dem es für die DHB-Auswahl zunächst um einen Punktgewinn für den Viertelfinal-Einzug geht, im zweiten Schritt um eine möglichst gute Platzierung, um einen Duell mit den bisher so dominant auftretenden Dänen in der ersten K.o.-Runde zu vermeiden. Die Begegnung wird im Livestream bei www.zdf.de und www.sportschau.de live sowie in Live-Ausschnitten bei Eurosport und im ZDF live zu sehen sein. Norwegen trifft zum Gruppen-Abschluss auf den Tabellenführer Frankreich. 

Olympia, 4. Spieltag: Deutschland - Norwegen: 28:23 (14:11)

Deutschland: Bitter (7/2 Paraden), Wolff (10 Paraden); Gensheimer (6/6), Golla (2), Lemke, Pekeler (2), Knorr, Weinhold (2), Weber (2), Häfner (1), Schiller (3), Kühn (3), Kastening (5), Drux (2); Trainer: Gislason
Norwegen: Bergerud (7 Paraden), Säveraas (5 Paraden); Sagosen (7/1), Myrhol, Fredriksen, Överby (3), Jöndal (5), Björnsen (3), Gullerud (1), O'Sullivan (2), Pettersen, Reinkind (1), Gulliksen, Röd (1)

Schiedsrichter: Brunner / Salah (SUI)
Zeitrafen: Deutschland: 3 (Golla, Pekeler, Kühn) / Norwegen: (3x Gullerud, Jöndal, 2x Reinkind)
Disqualifikation: Gullerud (3. Zeitstrafe)
Siebenmeter: Deutschland: 6/6 / Norwegen:  3/1 (Bitter hält Sagosen und Jöndal)

Dänemark wahrt weiße Weste

In der Gruppe B hat Dänemark seine Vormachtstellung eindrucksvoll unter Beweis gestellt und auch das vierte Spiel der Vorrunde gewonnen. In der ersten Hälfte des Duells mit Portugal lieferten sich beide Mannschaften ein wahres Tore-Festival, das den Titelverteidiger beim 20:19 knapp in Führung sah. Spannend blieb es bis zur 38. Minute, dann setzten sich die Dänen mit einem 5:0-Lauf vorentscheidend auf 27:21 (47.) ab und holten sich am Ende beim 34:28 einen weiteren souveränen Sieg. Mikkel Hansen war mit neun Treffern bester Torschütze der dänischen Mannschaft und holte sich einen weiteren Rekord: Mit nunmehr 133 Treffern ist er nun vor Kyung-shin Yoon (127) und Talant Dujshebaev (123) der erfolgreichste Olympia-Goalgetter aller Zeiten. Magnus Landin traf in 40 Minuten einmal. Niklas Landin spielte 18 Minuten und zeigte dabei eine wichtige Parade.

Schweden mit erster Niederlage

Schweden kassierte im vierten Spiel die ersten Niederlage

Die erste Niederlage kassierte hingegen Schweden: Die bereits für das Viertelfinale qualifizierten Skandinavier unterlagen Ägypten klar mit 22:27. Vor allem der ägyptische Torhüter Karim Hendawy machte den Blau-Gelben im ersten Durchgang das Leben schwer. Insgesamt kam Hendawy auf 17 Paraden. Vom 9:13-Halbzeitrückstand erholte sich das Team um THW-Rechtsaußen Niclas Ekberg, der in 16 Minuten Einsatzzeit ein Tor erzielte, nicht mehr. Souverän fuhren die Nordafrikaner ihren dritten Erfolg in Tokio ein, sicherten sich die Viertelfinal-Teilnahme und rückten auf Platz zwei der Gruppe vor, während Schweden punktgleich auf Rang drei zurückfiel. Die ersten vier Teams qualifizieren sich für das Viertelfinale, das am Dienstag, 3. August, ausgetragen wird.