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WM: Bitteres Ende einer tollen WM

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WM: Bitteres Ende einer tollen WM

Bitteres Ende einer tollen Heim-WM: Der deutsche Handball-Nationalmannschaft wurde in der letzten Sekunde Bronze entrissen. Gegen Frankreich hatte die DHB-Auswahl nach einer 13:9-Pausenführung mit einer 20-minütigen Schwächeperiode den Gegner wieder ins Spiel gebracht, sieben Sekunden vor dem Ende aber trotzdem die Chance zum Happyend. Letztlich fehlte der Mannschaft von Bundestrainer Christian Prokop aber auch das Glück mit Schiedsrichter-Entscheidungen: Ein klares Foul an Hendrik Pekeler wurde nicht geahndet, und im Gegenzug markierte Nikola Karabatic mit der Schlusssirene das 26:25 für den Titelverteidiger. "Das Ende war brutal", sagte Prokop direkt nach der Partie.

Zur Pause klare Führung

Patrick Wiencek traf zum 10:9

Mit Wille und Leidenschaft wollte sich die deutsche Mannschaft für ein tolles Turnier belohnen. Allen voran ging einmal mehr Patrick Wiencek, der auch in Herning - vor rund 14000 in Rot gekleideten Fans - die Zuschauer zu mehr Unterstützung aufforderte. Mit Erfolg: Die Zuschauer waren mehrheitlich auf Seiten der Co-Gastgeber, die nach einem schwachen Start durch Gensheimer beim 4:2 (6.) erstmals mit zwei Toren in Führung waren. Frankreich konterte zum 5:4, doch - angestachelt von einem starken Wolff - auch die DHB-Auswahl legte nach: Ãœber 7:5 ging es bis auf 9:6 (17.). Doch jetzt schwächelte die deutsche Mannschafts erstmals, verpasste wie bei Groetzkis Lattenkracher den vorentscheidenden Punch. Zehn Minuten lang traf Deutschland nicht, Frankreich kam zum Ausgleich, ehe Wiencek mit einem Kracher zum 10:9 (26.) die deutsche Tor-Allergie beendete. Jetzt war es die Defensive, die die Akzente setzte: Bis zur Pausensirene kassierte die deutsche Mannschaft keinen Gegentreffer mehr, und ging mit einem 13:9 in die Kabine. 

Unglückliches Ende

Trostspender Steffen Weinhold

Im zweiten Durchgang aber schien der deutsche Spielfaden wie abgerissen: Sechs lange Minuten mussten die schwarz-rot-goldenen Fans bis zum ersten Torerfolg durch Böhm warten - Frankreich war wieder dran und nutzte die Schwächen der DHB-Auswahl gnadenlos. Diese schloss im Angriff zu schnell ab, und trotz der spektakulären Wolff-Paraden gelang es der Abwehr nicht mehr, das Aus von Wiencek nach dritter Zeitstrafe adäquat zu kompensieren. Die Folge: Frankreich war beim 18:16 (46.) erstmals mit zwei Treffern vorn. Doch die DHB-Auswahl kämpfte sich zurück, fightete um jeden Ball und suchte vorn das Glück über Kohlbacher. Allerdings: Das portugiesische Schiedsrichtergespann Fonseca/Santos hatte bereits zu diesem Zeitpunkt seine Linie verloren. Trotzdem schaffte des die deutsche Mannschaft wieder heran, glich durch Musches verwandelten Siebenmeter zum 25:25 aus. Die Franzosen durften ihren Angriff lange ausspielen, doch Deutschland kam in Ballbesitz. Dann nahm das Unglück seinen Lauf...

Prokop: "Es überwiegt der Stolz"

"Es überwiegt trotzdem der Stolz", sagte Bundestrainer Prokop. "Es waren viele intensive Eindrücke während der WM, die richtig Spaß gemacht hat. Es hat Spaß gemacht mit dieser Mannschaft hier durchzugehen, auch jetzt nach so einer bitteren Niederlage. Nach dem Platzen des ganz großen Traums haben wir heute noch einmal alles in die Waagschale geworfen, aber wir waren heute nicht so clever wie die Franzosen. Wir haben uns in den letzten Sekunden in Unterzahl noch den Ball erkämpft,  gehen in den Angriff und haben auf den 'Lucky Punch' gehofft. Ich finde das bitter, aber so ist der Sport. Ich denke, wir hätten eine Bronze-Medaille verdient. Aber so müssen wir den Franzosen das Feld überlassen und Glückwunsch sagen. Eine wichtige Erkenntnis ist, dass wir uns auf die Zukunft freuen können!" 

Wolff: "Haben Begeisterung entfacht"

Spielte ein starkes Turnier: Andreas Wolff

Auch Andreas Wolff zog - bei aller Enttäuschung - ein positives Turnierfazit: "Wir haben es geschafft, Begeisterung für den Handballsport in Deutschland zu entfachen. Leider konnten wir uns am Ende nicht mit einer Medaille belohnen. Aber wir hatten das Ziel Halbfinale ausgerufen und das haben wir erfüllt. Wir sind stolz auf die Mannschaft und was wir erreichen konnten. Wir sind unter den besten vier Mannschaften der Welt."

Statistik, WM 2019, Spiel um Platz 3: Deutschland - Frankreich: 25:26 (13:9)

Deutschland: Heinevetter (1 Parade), Wolff (12/1 Paraden); Gensheimer (7/1), Lemke, Wiencek (2), Suton, Wiede (2), Pekeler (1), Weinhold (1), Fäth (2), Groetzki (1), Häfner, Musche (1/1), Böhm (1), Kohlbacher (3), Drux (4) 

Frankreich: Dumoulin (2 Paraden), Gerad (8/1 Paraden); Remili (2), Lagarde, Richardson (2/2), Mem (2), N. Karabatic (2), Mahe (7/1), Grebille, N'Guessan (3), Abalo (3), Guigou (1), L. Karabatic, Fabregas (3), Dipanda, Porte (1)

Schiedsrichter: Santos / Fonseca (POR)
Siebenmeter: Deutschland: 3/2 (Gerad hält Gensheimer) / Frankreich: 4/3 (Wolff hält Richardsson)
Zeitstrafen: Deutschland: 6 (2x Gensheimer, 3x Wiencek, Drux) / Frankreich: 4 (2x Remili, 2 L. Karabatic, Porte)
Rote Karte: Wiencek (3. Zeitstrafe, (38.))
Zuschauer: 14121 (Jyske Bank Boxen, Herning)