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27:28 gegen Porto: THW Kiel verliert erstmals in der Gruppenphase

Champions League

27:28 gegen Porto: THW Kiel verliert erstmals in der Gruppenphase

Der THW Kiel hat zum Abschluss der Hinrunde in der Gruppenphase der VELUX EHF Champions League seine erste Niederlage kassiert: Am Sonntagabend verloren die Zebras gegen den FC Porto Sofarma ein hart umkämpftes Match mit 27:28 (14:13) und verpassten es damit, die Tabellenführung in der Gruppe B auszubauen. Vor 8011 Zuschauern in der Sparkassen-Arena war Niclas Ekberg mit 7/5 Treffern bester Torschütze der Kieler, aus dem Feld war Harald Reinkind mit sechs Toren am erfolgreichsten. Für die Gäste, die eine hohe Anzahl technischer Fehler des THW Kiel eiskalt bestraften und durch Rui Silva zwei Sekunden vor Ultimo den Siegtreffer erzielten, traf Victor Alvarez ebenfalls sechs Mal.

Knappe Pausenführung

Niclas Ekberg durfte siebenmal nach eigenen Treffern jubeln

Die Partie gegen Porto brauchte einige Zeit, um in Fahrt zu kommen. Die Gäste verschleppten mit langen Angriffen das Tempo, um dann eiskalt zuzuschlagen. Vor allem die Kreisanspiele auf Alvarez und später auch Daymaro Salina bekam die Kieler Defensive kaum in den Griff. Die Folge: Beim 5:3 durch Gomes lagen die Gäste erstmals mit zwei Toren in Führung. Die Zebras konterten zum 5:5 durch Patrick Wiencek, der durch Reinkind traumhaft angespielt wurde, und einem Doppelschlag des norwegischen Linkshänders zum 7:5 (16.) Sofort reagierte Portos Trainer Magnus Andersson mit einer Auszeit, um den drohenden Lauf der Schwarz-Weißen zu unterbrechen. Mit Erfolg: In Ãœberzahl leisteten sich die Zebras zwei Fehlpässe an den Kreis und kassierten den Ausgleich. Noch einmal ging der THW durch den "doppelten Ekberg" von der Siebenmeterlinie mit zwei Toren in Führung, doch postwendend glichen die Gäste wieder aus. Die beste Aktion der Zebras im ersten Durchgang bedeutete dann doch noch die knappe 14:13-Pausenführung: Domagoj Duvnjak bediente Hendrik Pekeler, der mit der Pausensirene traf.  

THW kommt besser aus der Kabine

Es ging hart zur Sache

Nach dem Wechsel waren zunächst die Zebras am Drücker: Mit drei Toren in Folge ebnete Reinkind den Weg zur 18:15-Führung, und nach Landins Siebenmeter-Parade gegen Alvarez wurde endlich mit Tempo gespielt: Ekberg verwandelte einen rasanten Gegenstoß zum 19:15. Dann allerdings verpasste es der THW, nachzulegen. Niklas Landin zielte mit einem Wurf aufs leere Tor zu hoch, stattdessen traf Soares zum 19:16, dem Rune Dahmke postwendend das 20:16 folgen ließ. Dann allerdings ließen die Zebras neun Minuten lang auch klarste Chancen liegen: Quintana parierte zweimal gegen Dahmke, Pekeler scheiterte mit einem Gegenstoß ebenfalls an dem Porto-Keeper, Reinkind und Bilyk zielten zu hoch, Zarabec leistete sich ein Stürmerfoul. Statt die Führung auszubauen und so Sicherheit ins Spiel zu bekommen, bestrafte Porto diese Fehler eiskalt und war beim 20:20 (47.) wieder auf Augenhöhe. 

Bessere Ende für Porto

Kaum zu stoppen war Victor Alvarez

Und dabei blieb es auch, nachdem die Kieler ihre Torflaute durch Bilyk und Pekeler beendet hatten. Porto hatte sich längst in diese Partie verbissen, auch wenn nach der etwas zu harten Roten Karte gegen M'Bengue nur noch ein Linkshänder im Spiel war. Immer wieder fanden die Gäste, die konsequent mit dem siebten Feldspieler agierten, den freien Mann am Kreis. Salina und Alvarez agierten eiskalt im Abschluss, hinzu kamen auch ein wenig Glück mit engen Entscheidungen. Beim 24:23 waren die Gäste wieder vorn, der THW konterte nach einem Magnus-Landin-Steal und einem Siebenmeter-Pfosten-Doppelpass-Treffer von Ekberg zum 25:24 und 26:25. Doch die Partie sollte trotzdem kein gutes Ende für die Zebras haben: Nach Bilyks Traumanspiel und Wienceks kompromisslosen Abschluss zum 27:26 (57.) traf Rechtshänder Fernandes von Rechtsaußen zum 27:27, stoppte Quintana Bilyks fantastischen Dreher aus der Not Zentimeter vor der Torlinie, und dann stellte Porto noch einmal seine ganze Klasse unter Beweis: Zwei Sekunden vor dem Ende hatte das Team von der Algarve Rui Silva in Position gebracht, der mit seinem Siegtreffer für Hochstimmung bei den Portugiesen sorgte.

Rückspiel bereits am Mittwoch

Schon am Mittwoch gibt's die Chance zur Revanche

Bereits am Mittwoch treffen sich der FC Porto Sofarma und der THW Kiel zum Rückspiel. Und ausnahmsweise haben in diesem Fall Gastgeber wie Gäste Reisestress: Während die Portugiesen noch am Abend nach dem Spiel nach Hamburg fuhren, dort am Flughafen übernachteten, um Montagmorgen gen Heimat aufzubrechen, wird sich der THW Kiel am Dienstag auf die mehr als 2.000 Kilometer lange Tour begeben. Von Hamburg geht es via Frankfurt in die Hafenstadt an der Atlantikküste, wo am Abend in der "Dragao Arena" in unmittelbarer Nachbarschaft zum Fußballstadion des FC Porto das Abschlusstraining stattfinden wird. Am Mittwoch wird es dann um 20 Uhr deutscher Zeit ernst: Dann startet der THW Kiel mit einem sehr schweren Auswärtsspiel in die Rückrunde der "VELUX EHF Champions League"-Gruppenphase. Es geht weiter, Kiel!

VELUX EHF Champions League, 7. Spieltag: THW Kiel - FC Porto Sofarma (POR): 27:28 (14:13)

THW Kiel: N. Landin (1.-60., 12/1 Paraden), Quenstedt (n.e.); Duvnjak (1), Reinkind (6), M. Landin (1), Wiencek (3), Ekberg (7/5), Rahmel (n.e.), Dahmke (2), Zarabec, Horak, Bilyk (3), Pekeler (4), Nilsson (n.e.); Trainer: Jicha
FC Porto Sofarma: Quintana (31.-60. und 1 Siebenmeter, 10 Paraden), Bauer (1.-30. und 1 Siebenmeter, 3 Paraden); Alvarez (6), Balasquez (1), Soares (3), M'Bengue (1), Sousa (2), Salina (5), Ribeiro, Fernandes (3), Branquinho (3/3), Pegas, Gomes (4), Magalhaes; Trainer: Andersson

Schiedsrichter: Lars Jorum / Havard Kleven (NOR)
Zeitstrafen: THW: 3 (Zarabec (21.), 2x Wiencek (22., 37.)) / Porto: 4 (2x M'Bengue (10., 19.), Gomes (33.), Magalhaes (53.))
Rote Karte: M'Bengue (grobes Foulspiel, 40.))
Siebenmeter: THW: 6/5 (Ekberg an den Pfosten, Nachwurf verwandelt (57.)) / Porto: 4/3 (Landin hält Alvarez (36.))
Spielfilm: 0:1, 2:1 (3.), 2:3 (7.), 3:3, 3:5 (10.), 5:5 (13.), 7:5 (15.), 8:6, 8:8 (21.), 10:10 (24.), 12:10 (27.), 12:12 (28.), 13:13 (30.), 14:13;
15:13, 16:15 (33.), 19:15 (36.), 20:16 (39.), 20:20 (47.), 21:20 (48.), 22:21, 22:23 (50.), 23:24 (52.), 25:24 (54.), 27:26 (57.), 27:28.
Zuschauer: 8011 (Sparkassen-Arena, Kiel)

Stimmen zum Spiel

THW-Trainer Filip Jicha: Ich bin richtig traurig und auch verärgert. Wir haben über 60 Minuten nie unser Level erreicht, haben unglaublich viele individuelle Fehler gemacht. Dann führen wir mit vier Toren und haben in diesen neun Minuten, in denen wir nicht treffen, allein vier einhundertprozentige Chancen, die wir liegenlassen. Vielleicht müssen wir uns alle fragen, ob es wirklich genug ist, was jeder einzelne für diesen Verein investiert. Um ehrlich zu sein: Porto hat das heute richtig gut gemacht, unsere Fehler brutal bestraft. Sie haben verdient gewonnen.

Portos Trainer Magnus Andersson: Ich bin ein sehr glücklicher und sehr überraschter Trainer. Ich kann es gar nicht glauben, dass wir von hier zwei Punkte mit zurück nach Porto nehmen. Wir hatten unglaubliche Probleme mit unseren Linkshändern. Erst Recht, nachdem M'Bengue die Rote Karte gesehen hat. Aber wir haben 60 Minuten lang wie die Hölle gekämpft, haben eine unglaublich gute Verteidigung gespielt, die den THW jederzeit unter Druck gesetzt hat. Und auch unser Sieben gegen Sechs hat gut funktioniert, es war aber gleichzeitig auch sehr kraftraubend. 

THW-Linkshänder Harald Reinkind: Wir sind richtig enttäuscht. Wir haben viel zu viele Fehler gemacht, und nur in einigen Phasen gut gespielt. In einer davon ziehen wir mit vier Toren weg, diese Führung war aber nicht groß genug, um Porto nachhaltig zu ärgern. Sie haben einfach weitergespielt, getroffen und uns für jede Nachlässigkeit bestraft. Sie haben verdient gewonnen.

Portos Djibril M'Bengue: Wir haben 60 Minuten lang richtig gut gespielt. Nach dem Ausfall unserer Linkshänder sind wir noch einmal enger zusammengerückt, haben nach meiner etwas zu harten Roten Karte mit einem Rechtshänder auf Rechtsaußen gespielt, der vier Tore aus vier Versuchen macht. Und wir haben mit dem Sieben gegen Sechs zu jeder Zeit Lösungen gegen die THW-Abwehr gefunden, weshalb unser Sieg auch verdient war.