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Gänsehaut-Abend: THW feiert die Fan-Rückkehr mit klarem Sieg gegen Göppingen

Bundesliga

Gänsehaut-Abend: THW feiert die Fan-Rückkehr mit klarem Sieg gegen Göppingen

Gänsehaut-Abend in der Wunderino Arena: Zum ersten Mal seit 228 Tagen wurden die Zebras auf dem Weg zum Warmmachen wieder mit Applaus begrüßt - mit einem Strahlen ins Gesicht kehrte der THW Kiel zurück in ein Stück Normalität. 1561 Zuschauer unterstützten ihre Mannschaft derart lautstark, als ob sie die vielen Monate ohne Live-Handball in nur 60 Minuten vergessen machen wollten. Die Spieler des THW Kiel dankten es ihnen mit einer konzentrierten Vorstellung gegen Frisch Auf! Göppingen, an deren Ende ein deutlicher 31:23 (15:11)-Erfolg stand, der die Schwarz-Weißen drei Spieltage vor Saisonende wieder an die Spitze der Tabelle hievte. 

Euphorische Begrüßung der Zebras

Energie von den Rängen: 1561 Fans zelebrierten ihre Rückkehr in die Wunderino Arena

Beim Sieg über den Tabellen-Neunten musste Filip Jicha neben Nikola Bilyk und seinem bis zum Saisonende mit einer Knieverletzung ausfallenden Stamm-Rechtsaußen Niclas Ekberg kurzfristig auch auf Kreisläufer Patrick Wiencek verzichten. Der 32-Jährige hatte vor vier Wochen einen Wadenbeinbruch erlitten, danach wieder gespielt und war n Minden erneut schwer angeschlagen aus dem Spiel gegangen. Das Fehlen des Top-Torschützen und Kapitäns wirkte auf die Fans aber nicht stimmungskillend: Euphorisch wurden die Zebras begrüßt, euphorisch und lautstark bis zur 60. Minute zum Sieg getragen. Das beflügelte neben dem starken Niklas Landin, unter anderem zwei Siebenmeter hielt, offenbar auch Sander Sagosen, der seinen Galaauftritt mit 9/4 Toren krönte. Harald Reinkind traf sechs Mal, Steffen Weinhold brachten es auf fünf Treffer. Bei den Gästen war Nationalspieler Sebastian Heymann erfolgreichster Schütze, der Rückraum-Hüne traf fünfmal für die Schwaben.  

Starker Niklas Landin

Niklas Landin nagelte seinen Kasten zu

Die Kieler nutzten die Energie von den Rängen, gingen durch Sander Sagosen mit 1:0 in Führung und ließen die Gäste beim 6:6 durch Jacob Bagensted in der 12. Minute nur einmal wirklich an einer möglichen Überraschung schnuppern. Dann folgte der große Auftritt von THW-Torhüter Niklas Landin: Der dänische Ausnahmekönner im Tor der Kieler nagelte seinen Kasten minutenlang einfach zu, verhinderte Göppinger Gegentore von den Außenpositionen, im Spiel eins gegen eins und aus dem Rückraum. Gigantisch, was der Welthandballer 2020 wieder einmal auf die Platte zauberte, die Kirsche auf der Sahneleistung in der ersten Halbzeit war der gehaltene Siebenmeter gegen Göppingens Strafwurfexperten Marcel Schiller direkt mit dem Halbzeitpfiff. Die Zuschauer honorierten seine Leistung mit Beifallsstürmen.

Vier-Tore-Führung zur Pause

Harald Reinkind war gegen Göppingen in Torlaune

Ein Spaziergang wurde dieser Abend aber trotzdem nicht. Immer wieder gelang es den Gästen, wieder in Schlagdistanz zu kommen. Beim 8:9 (19.) waren sie wieder dran, weil die Offensive aber ebenfalls den Turbo zündete, Sander Sagosen traf, Rune Dahmke in der ersten Halbzeit drei Tore aus drei Chancen im Göppinger Tor versenkte, Wirbelwind Miha Zarabec glänzenden Anspielen auf seine Mitspieler ein eigenes Tor folgen ließ und sich auch die beiden Linkshänder im Rückraum, Harald Reinkind und Steffen Weinhold, in Torlaune zeigten, führte der amtierende Meister schon zur Pause mit 15:11 Toren. Ein Doppelschlag von Reinkind und Landins Siebenmeter-Parade zum Halbzeitstand sorgten für Jubel auf den Rängen.  

THW zieht davon

Steffen Weinhold spielte groß auf und erzielte fünf Treffer

Mit Beginn der zweiten Hälfte legte dann auch Youngster Sven Ehrig seine anfängliche Nervosität ab, der 20-Jährige nutzte einen starken Sunnefeldt-Steal und verwandelte in der 33. Minute einen Gegenstoß zum 17:12 und behielt auch von Außen zum 19:13 drei Minuten später die Ruhe. Der THW Kiel kämpfte und zog sich auch aus der schwierigsten Phase, in der Urh Katelic einige Kieler Würfe parierte, am eigenen Schopf wieder heraus: Kneule traf zum 20:17, danach nahm der THW-Express richtig Fahrt auf: Steffen Weinhold verhinderte mit drei Toren in Folge größeres Ungemach, dann klaute Sunnefeldt den Ball und verwandelte zum beruhigenden 24:19. 

Zebras feiern ihre Fans - Fans feiern die Zebras

Rune Dahmke erzielte vier Treffer

Dass Niklas Landin in dieser Zeit einen weiteren Siebenmeter von Goller unschädlich machte, zudem den Nachwurf parierte, passte ins Bild. Nach dem 4:0-Lauf durch drei Tore von Sagosen und dem Treffer von Harald Reinkind in der 51. Minute zum 28:19 war der THW Kiel für Göppingen längst außer Reichweite - die Zebras ließen sich feiern, und sie feierten ihre Fans: Dieser Abend hatte Gänsehaut-Charakter!

Sonntag in Ludwigshafen

Bester Torschütze: Sander Sagosen

Für die Zebras steht jetzt erst einmal eine der weitesten Reisen in der "stärksten Liga der Welt" an: Gespielt wird am Sonntag im knapp 700 Kilometer entfernten Ludwigshafen. Die dort beheimateten Eulen kämpfen derzeit mit beeindruckendem Erfolg für den Klassenerhalt in der LIQUI MOLY Handball-Bundeslia: Aus den letzten acht Partien holte die Mannschaft von Trainer Benjamin Matschke satte elf Punkte und ist jetzt nur noch einen Punkt vom rettenden Ufer entfernt. "Besonders die Begegnungen gegen die Teams im Abstiegskampf haben etwas sehr Spezielles", weiß THW-Geschäftsführer Viktor Szilagyi um die Schwere der Aufgabe, "aber wir müssen unsere Aufgaben erledigen". Anwurf in der "Eberthölle", wie die enge, stimmungsvolle Friedrich-Ebert-Halle auch genannt wird, ist um 13:30 Uhr, Sky überträgt live. Nach der Begegnung kehren die Kieler für das letzte Heimspiel der Saison gegen den TBV Lemgo Lippe (Donnerstag, 19 Uhr, Tickets in der THW-FANWELT und unter www.thw-tickets.de) zurück in die Landeshauptstadt, um sich dann wieder auf den Weg in Richtung der direkten Nachbarstadt von Ludwigshafen zu machen: Am letzten Spieltag treffen die Zebras in Mannheim auf die Rhein-Neckar Löwen. Doch weiter geht's erst einmal in Ludwigshafen, Kiel! 

Fotos: Sascha Klahn / Bernd Dunstheimer

LIQUI MOLY HBL, 35. Spieltag: THW Kiel - Frisch Auf! Göppingen: 31:23 (15:11)

THW Kiel: N. Landin (1.-54., 13/2 Paraden), Quenstedt (54.-60., 1 Parade); Ehrig (2), Duvnjak, Sagosen (9/4), Reinkind (6), M. Landin, Sunnefeldt (1), Weinhold (5), Ciudad, Dahmke (4), Zarabec (2), Voigt, Horak, Pekeler (2); Trainer: Jicha
Frisch Auf! Göppingen: Rebmann (1.-30., 3 Paraden), Kastelic (31.-60., 6 Paraden); Theilinger, Kneule (2), Heymann (5), Bagerstedt (2), Ellebaek (3), Jonsson (1), Schiller, Goller (3/1), Bozic-Pavletic (2), Hermann (2), Zelenovic (1), Kozina (2); Trainer: Mayerhoffer

Schiedsrichter: Fabian Baumgart / Sascha Wild
Zeitstrafen: THW: 3 (2x Horak (17., 43.), Weinhold (49.)) / FAG: 5 (2x Heymann (12., 48.), Kneule (33.), Kozina (40.), Bagerstedt (46.))
Siebenmeter: THW: 4/4 / FAG: 3/1 (Landin hält Schiller (30.) und Goller (50.))
Spielfilm: 1:0, 2:2 (4.), 4:2, 6:4 (10.), 6:6 (11.), 8:6, 9:8 (19.), 12:8 (23.), 13:9 (26.), 13:11 (29.), 15:11;
15:12, 18:12 (34.), 20:14 (36.), 20:17 (40.), 22:18 (42.), 24:18 (43.), 28:19 (51.), 30:20 (54.), 31:21, 31:23.
Zuschauer: 1561 (Wunderino Arena, Kiel)

Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Filip Jicha: In dieser mental schweren Phase versucht man als Trainer die Alchemie zwischen Lockerheit und Vorbereitung. Wir hatten einen Riesen-Respekt vor Göppingen, beim 22:18 war die Begegnung noch völlig offen und hätte in beide Richtungen kippen können. Da haben wir noch zulegen können, der Spurt von 25:19 auf 28:19 hat uns Sicherheit verliehen. Gefreut hat mich die konzentrierte Leistung, wir waren in ein paar Phasen gut unterwegs. Bedanken möchte ich mich bei unseren Zuschauern: Es war nach den vielen Monaten in der leeren Halle ein Wahnsinns-Gefühl, hier reinzukommen und mit Applaus empfangen zu werden. Das hat einen riesigen Spaß gemacht, und ich möchte mich bei jedem einzelnen Fan bedanken, der heute hier war. 

FAG-Trainer Hartmut Mayerhoffer: Glückwunsch an den THW Kiel zu einem am Ende deutlichen Sieg. Wir haben eine gute erste Halbzeit gespielt, haben sehr gute Lösungen gefunden, aber unsere freien Chancen nicht genutzt. Bis zum 22:18 in der 40. Minute waren wir gut dabei, dann mussten wir aber abreißen lassen, weil der THW Kiel sich keine Blöße geben wollte.

THW-Kapitän Domagoj Duvnjak: Es war ein unglaubliches Gefühl, wieder Menschen in dieser Halle zu sehen und ihre Unterstützung zu spüren. Das hat unseren müden Beinen ein bisschen mehr Leichtigkeit gegeben. Nach dem Spiel haben wir in der Kabine vom Ergebnis der Füchse erfahren. Das ändert allerdings nichts an unserer Lage: Wir haben vor dem heutigen Spiel gesagt, dass wir alle Partien bis zum Saisonende gewinnen wollen. Wir wissen, dass da noch drei richtig harte Brocken auf uns warten - angefangen mit den Eulen am Sonntag, die alles in diese Partie reinlegen werden.