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THW Kiel kann Barça nicht stoppen

Champions League

THW Kiel kann Barça nicht stoppen

Am siebten Spieltag der EHF Champions League hat der THW Kiel den Kontakt zur Tabellenspitze in der Vorrunden-gruppe B abreißen lassen müssen: Gegen Barça unterlagen die Zebras am Donnerstagabend verdient mit 26:32 (15:16) und konnten damit die Siegesserie der Katalanen nicht stoppen. Seit jetzt 19 Partien ist der Rekordsieger der Königsklasse mittlerweile ohne Punktverlust. In einer zunächst von vielen Fehlern geprägten Partie fand Barça zuerst in die Spur, während die Zebras auch im zweiten Durchgang viel zu viele Ballverluste produzierten. Am Ende stoppte dann der "Man of the match" Kevin Möller mit 16 Paraden an einem ernüchternden Abend auch die letzten Kieler Versuche, doch noch zum Erfolg zu kommen.

Gespenstischer Start

Spitzenspiel-"Atmosphäre" im November 2020...

Gespentisch war der Start in die Top-Begegnung des siebten Spieltags in der EHF Champions League. Zum einen, weil zum ersten Mal in der langen Geschichte des Klassikers keine ausverkaufte, brodelnde Arena auf die Akteure wartete. Zum anderen, weil sich beide Teams in den ersten Minuten ein wahres Fehlerfestival mit unglaublichem Tempo lieferten - Ausdruck der Nervosität auf beiden Seiten. Bereits nach neun Minuten nahm Filip Jicha eine erste Auszeit, um Ruhe in die eigenen Reihen zu bringen. Domagoj Duvnjak schmetterte den Ball mit der letzten Möglichkeit vor dem Zeitspiel zum 2:2 in die Maschen. In Überzahl aber setzte sich Barcelona dann erstmals ab: 5:3 nach Jancs Treffer ins verwaiste Kieler Tor. Doch die Zebras schlugen ebenso schnell zurück - in Person von Miha Zarabec, der zum 4:5 traf, und Niclas Ekberg, der sicher von der Strafwurflinie zum 5:5 verwandelte. Nach 13 Minuten entwickelte sich dann wirklich eine Spitzenpartie.

Ausgeglichene erste Hälfte

Starke Defensivreihen prägten den ersten Durchgang

Beide Mannschaften beackerten sich jetzt in der Abwehr, beide Torhüter zeichneten sich mit großartigen Reflexen aus, beide Mannschaften suchten offensiv nach Lösungen - und fanden sie auch. Wie bei Ekbergs Doppelschlag zum 8:7, wie bei Zarabec' genialem Eins-gegen-Eins zum 9:8, wie bei Harald Reinkinds furioser Schneller Mitte zum 10:10 (21.). Eine Zeitstrafe gegen Patrick Wiencek tat den Kielern in dieser Phase aber besonders weh: Zweimal leistete man sich nach Palmarssons Fackel zum 11:10 für die Katalanen vorn Fehlpässe, die Gomez und Entrerrios mit dem 13:10 bestraften. Drei Gegentore in weniger als zwei Minuten - ein Nackenschlag, den die Kieler aber binnen Sekunden vergessen machten: Duvnjak traf zum 12:14, stahl kurz darauf in der Abwehr den Ball und netzte zum 13:14 ein, ehe Reinkind nach einem Stürmerfoul ausgleichen konnte - zwei Minuten vor dem Wechsel war wieder alles im Lot. Doch genauso schnell ging es wieder in die andere Richtung: Barca legte das 16:14 vor, ehe Pekeler zum Pausenstand traf. 

Rasanter Start in den zweiten Durchgang

Steffen Weinhold setzt sich durch - scheitert aber am Pfosten

Rasant ging es auch in die zweite Hälfte, in der die Katalanen allerdings von Beginn an die Zügel in die Hand nahmen, wobei ihnen die weiterhin hohe Fehlerquote der Zebras entgegen kam. Beim 19:16 nach Jancs Gegenstoß war der Königsklassen-Rekordchampion bereits wieder mit drei Treffern enteilt. legte jetzt immer wieder vor. Die Kieler gerieten zusehends unter Druck, mussten viel mehr Energie aufwenden, um zum Torerfolg zu kommen. Trotzdem blieben die Schwarz-Weißen dran, auch wenn sie nicht wirklich das Glück des Tüchtigen hatten: Immer wieder landeten Abpraller bei den Katalanen, immer wieder stand - wie bei Weinholds Durchbruch und kurz darauf dem Gegenstoß von Wiencek - auch der Pfosten im Weg. Und eben Kevin Möller.

Möller wird zum Faktor

Man of the match: Kevin Möller

Der dänische Schlussmann entwickelte sich vor allem in den letzten Minuten der Partie zum Kieler Schreckgespenst, wurde zum Faktor in einem Moment, in dem die Zebras wieder Kontakt aufgenommen hatten. In dem sie sich in der Abwehr Bälle erkämpften, vorn aber nicht zum Zug kamen, weil sich ihnen eben Möller in den Weg stellte. Wie nach Sagosens 23:26 (49.), wie nach Weinholds 24:29 (52.). Längst war der THW in dieser Phase "All in" gegangen, hatte mit dem siebten Feldspieler alles auf eine Karte gesetzt. Da rächten sich die Ballverluste und Fehlwürfe natürlich doppelt: Beim 30:24 durch Janc war Barca erstmals mit sechs Toren in Führung (53.) und gab diese auch dank Möller nicht mehr aus der Hand. Am Ende jubelten der FC Barcelona über seinen 19. Königsklassen-Erfolg in Serie - seit mehr als einem Jahr haben die Katalanen weder in der Liga noch in der EHF Champions League überhaupt mal einen Punkt abgeben müssen. Für den THW Kiel bedeutete die Niederlage, dass der anvisierte Platz unter den beiden besten Teams in Gruppe B erst einmal in weite Ferne gerückt ist. Die Zebras verharren mit sieben Punkten aus sechs Spielen auf Platz vier. 

Samstag gegen Coburg

Donnerstag EHF Champions League, Samstag die LIQUI MOLY Handball-Bundesliga: Bereits knapp 48 Stunden nach dem Abpfiff des ernüchternden Spitzenspiels in der Königsklasse geht es für die Kieler Handballer in der "stärksten Liga der Welt" um wichtige Punkte. Am Samstag ist der HSC 2000 Coburg zu Gast in der Wunderino Arena, Anpfiff für die Partie ist um 20:30 Uhr. Sky überträgt live, seine Premiere feiert zudem der Online-Live-Radiostream unter www.radiobob.de/thw-kiel . Auf die Begegung einstimmen kann man sich ab 19:30 Uhr mit dem kostenlosen Heimspiel-TV. Zudem werden auch am Samstag auf der Facebook-Seite des THW Kiel die Pressekonferenz und die ausführliche star-Spielanalyse mit einem der THW-Stars zu sehen sein. Weiter geht's in der Liga, Kiel! 

EHF Champions League, 7. Spieltag: THW Kiel - Barça: 26:32 (15:16)

THW Kiel: Landin (1.-60., 12 Paraden), Quenstedt (n.e.); Ehrig (n.e.), Duvnjak (5), Sagosen (3), Reinkind (2), M. Landin (2), Sunnefeldt (1), Weinhold (1), Wiencek (1), Ekberg (5/2), Dahmke (1), Zarabec (4), Horak, Pekeler (1); Trainer: Jicha
Barça: Perez de Vargas (3 Siebenmeter, 1/1 Parade), Möller (1.-60., 16 Paraden); Entrerrios (4), Sorhaindo, Dolenec (2/2), Arino (2), Janc (4), N'Guessan (1), Gomez (3), Mem (5), Cindric (1), Pascual, Palmarsson (3), Langaro, Fabregas (3), Frade (3); Trainer: Pascual

Schiedsrichter: Mirza Kurtagic / Mattias Wetterwik (SWE)
Zeitstrafen: THW: 3 (Weinhold (10.), Pekeler (16.), Weincek (23.)) / Barça: 3 (Sorhaindo (13.), Fabregas (29.), Frade (47.))
Siebenmeter: THW: 3/2 (Perez de Vargas hält Ekberg (5.)) / Barça: 2/2
Spielfilm: 1:0, 1:2 (5.), 3:3 (9.), 3:5, 5:5 (13.), 6:7 (16.), 8:7, 10:10 (22.), 10:13 (24.), 11:14 (27.), 14:14 (28.), 14:16 (29.), 15:16;
16:17, 16:19 (33.), 18:20 (38.), 18:22 (39.), 21:24 (44.), 21:26 (47.), 23:26 (49.), 23:29 (52.), 25:31 (58.), 26:32.
Zuschauer: keine (Wunderino Arena, Kiel)

Stimmen zum Spiel

THW-Trainer Filip Jicha: Glückwunsch an Xavi und Barça zum verdienten Sieg. Ich bin sehr enttäuscht. Ich hatte in der Vorbereitung bei meinen Spielern bemerkt, dass sie eigentlich bereit waren, Barça zu schlagen. Aber um ehrlich zu sein, hatten wir in der zweiten Halbzeit keine große Chance. 20 Fehlwürfe und 14 Technische Fehler sind viel zu viel, um gegen eine Mannschaft, die auf einem derart hohen Level abliefert, zu bestehen. Jetzt müssen wir wieder durchstarten, wieder zurück auf unseren Weg kommen. Wir haben unsere Ziele, und um die zu erreichen, werden wir noch härter arbeiten müssen.

Barça-Trainer Xavi Pascual: Unsere Leistung war unglaublich. Wir haben in der Abwehr und im Angriff sehr gut gespielt, und dann hatten wir auch noch Kevin Möller. Ein bisschen traurig bin ich, dass heute keine Fans in der Halle waren. Ich gebe zu, dass uns das in die Karten gespielt hat. Aber war nicht gut für den Handball insgesamt. Ich hoffe, dass wir diese Situation bald hinter uns lassen können.

THW-Paitän Niklas Landin: Wir haben jede Menge Fehler gemacht - und das in beiden Halbzeiten. Mit so vielen Fehlern kannst du gegen eine Mannschaft wie Barça einfach nicht gewinnen. Deshalb müssen wir jetzt nur auf uns schauen und besser spielen.

Barça-Torhüter Kevin Möller: Normalerweise macht es für die Auswärtsmannschaft keinen Spaß, in Kiel zu spielen. Es war schon eine verrückte Situation, wenn du normalerweise eine ausverkaufte Halle in Kiel kennst: Heute konnten man hören, wie die Spieler sich auf dem Feld unterhalten. Insgesamt waren anfangs bei beiden Mannschaften sehr viele Fehler im Spiel, wir haben uns dann aber gefangen und am Ende verdient gewonnen. Dieser Sieg war sehr wichtig für uns - aber schon in einer Woche sehen wir uns wieder. Das wird sicherlich ein ganz anderes Spiel.

THW-Kapitän Patrick Wiencek: Wir haben in der ersten Hälfte gut mitgehalten. Da war es ein gutes Spiel von beiden Teams mit viel Tempo und trotzdem gut stehenden Abwehrreihen. In der zweiten Halbzeit haben wir viele Chancen liegengelassen, 20 Fehlwürfe und viele technische Fehler waren einfach zu viel. Jeder muss jetzt erst einmal für sich selbst überlegen, was er heute falsch gemacht hat. Und als Mannschaft müssen wir es dann beim nächsten Mal besser machen.

THW-Linksaußen Rune Dahmke: Wir haben zu viele Fehler und Fehlwürfe gehabt. Im ersten Abschnitt hatten beide Mannschaften viele Fehler, deshalb war es ausgeglichen. Barça hat sie dann nach der Pause reduzieren können, während wir die Fehlerquote eher noch gesteigert haben. Dann wird es sehr, sehr schwer. Unsere Zuschauer haben uns extrem gefehlt. Gerade in Topspielen pusht es einen enorm, wenn die Halle voll ist und gerade in schwierigen Situationen nach vorn geschrien wird. Das darf aber keine Ausrede sein. Genauso wie Barça es heute getan hat, müssen auch wir uns daran gewöhnen - auch wenn es schwer fällt. 

THW-Rückraumspieler Sander Sagosen: Wenn man gegen Barcelona spielt, weiß man, dass es sehr schwierig wird. Wir waren nicht gut genug, hatten große Probleme im Angriff. Ein schwerer Abend für uns alle, aber wir müssen jetzt nach vorn schauen und weiter arbeiten.