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THW Kiel holt die ersten Auswärtspunkte

Bundesliga

THW Kiel holt die ersten Auswärtspunkte

Die Zebras haben in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga die ersten Auswärtspunkte der Saison geholt: Bei der HSG Nordhorn-Lingen hatte der THW Kiel in den zehn Minuten vor und nach der Pause die Weichen auf Sieg gestellt, als er von 12:11 auf 25:16 davonzog. Bester Torschütze beim 35:29 (17:13)-Erfolg im Euregium war Niclas Ekberg mit 8/2 Treffern. Überschattet wurde die Partie kurz vor dem Seitenwechsel von einem ungeahndeten Foul an Steffen Weinhold, infolge dessen der Halbrechte kurz das Bewusstsein verlor und mit Verdacht auf Gehirnerschütterung in die Kabine gebracht werden musste. Später sah Weinhold sich die letzten Minuten der Partie wieder in der Halle an - und freute sich mit seinen Teamkollegen, die ihn mit einer "La Ola" in der ansonsten leeren Halle feierten, über den ersten Liga-Auswärtssieg.

Trommeln im leeren Euregium

Patrick Wiencek erzielte drei Tore

Im leeren, aber keinesfalls stillen Euregium - einige der Heimspiel-Helfer sorgten mit Trommeln für einen Soundteppich - zeigten die Kieler im dritten Spiel innerhalb von sechs Tagen von Beginn an eine engagierte Leistung. Trotz des guten Starts gelang es ihnen aber zunächst nicht, sich abzusetzen. Nach Nordhorn 5:4-Führung durch Weber nutzten die Zebras eine Überzahlsituation vortrefflich: Ekberg vom Siebenmeterstrich, Ekberg per Gegenstoß nach einer starken Landin-Parade und Harald Reinkind brachten die optische Überlegenheit des THW Kiel beim 7:5 erstmals auch sichtbar aufs Tableau. Doch die Nordhorner, die in der Abwehr kompromisslos arbeiteten, ließen nicht locker, hielten die Partie bis zur 20. Minute offen. Dann nahm Kapitän Domagoj Duvnjak an der Spitze der 3-2-1-Abwehr das Zepter in die Hand: "Dule" setzte mit seinen Nebenleuten die Offensive der Grafschafter permanent unter Druck.

5:0-Lauf zur klaren Führung

Traumtor nach Traumanspiel: Hendrik Pekeler traf zum 16:11.

Und die machte Fehler, die der THW Kiel für sich zu nutzen wusste. Ekberg sorgte mit einem grandiosen Gegenstoß-Tunnel gegen Buhrmester für das 11:9, Duvnjak mit unglaublicher Dynamik für das 12:10. Dann ging es Schlag auf Schlag: Miha Zarabec jagte den Ball zum 13:11 in die Maschen, Duvnjak wackelte die HSG-Defensive vor dem 14:11 aus, Pekeler klaute hinten den Ball und schickte Rune Dahmke auf die Reise zum 15:11. Landin hielt gegen Seidel, und vorn bediente Zarabec mit einem starken No-Look-Pass über die eigene Schulter Pekeler zum 16:11. Und als Wiencek in Überzahl dann noch das leere Tor traf, waren die Zebras den Gastgebern mit einem 5:0-Lauf enteilt. Die pirschten sich wieder heran, ehe die 30. Minute alles andere in diesem Spiel in den Schatten stellte.

Weinhold nach brutalem Foul verletzt in die Kabine

Nach einer zweifelhaften Zeitstrafe für Patrick Wiencek wollten die Zebras unbedingt noch einen Treffer vor der Pause erzielen. Steffen Weinhold setzte sich auf rechts energisch durch, zog zur Mitte und wurde durch Dominik Kalafut brutal aus der Luft gepflückt. Weinhold hatte durch das Foul keine Chance auf Körperkontrolle, schlug hart mit dem Kopf auf dem Hallenboden auf und blieb benommen liegen. Nach der Behandlung wurde Weinhold - gestützt auf seine Mannschaftskameraden - mit wackeligen Knien in die Kabine gebracht. Ein gesundheitsgefährdendes Foul, das die schwachen Schiedsrichter Christian und David Hannes nur mit einem Freiwurf ahndeten, dafür aber der geschockten und protestierenden Kieler Bank Gelb zeigten. Dann traf Pekeler mit dem Freiwurf, der eigentlich ein Siebenmeter hätte sein müssen, Vorlicek unglücklich leicht an der Stirn und bekam hierfür die - regelkonforme - rote Karte. Die Folge: Der THW Kiel musste das 17:13 zur Pause nach dem Kabinengang in doppelter Unterzahl verteidigen.  

Entscheidung im Vier gegen Sechs

Fünf Tore: Rune Dahmke

Vier gegen Sechs - mit einer gehörigen Portion Wut im Bauch nutzten die Zebras diese Phase nach dem Wiederanpfiff, um die Weichen endgültig auf Sie zu stellen: Sander Sagosen traf von Halbrechts, spitzelte dann in der Abwehr einen Passversuch zu Dahmke, der zum 19:13 traf. Und selbst das Tor von Kalafut, der eigentlich nicht mehr auf dem Feld hätte stehen dürfen, brachte die Kieler nicht aus der Spur: Zarabec, Duvnjak, Ekberg, eine Landin-Parade gegen Vorlicek und Harald Reinkinds krachender Wurf in den Winkel ließen den THW auf 23:15 enteilen, wenig später war eine Vorentscheidung nach Sagosens 25:16 (41.) gefallen. Die Zebras nahmen nun einen Gang heraus, ohne aber die Kontrolle über das Spiel zu verlieren. Selbst nach Webers Dreierpack in Unterzahl zum 22:27 (46.) blieben die Kieler cool: Ekberg, Dahmke, wieder Dahmke - beim 30:23 zehn Minuten vor dem Ende waren die Punkte beinahe schon im Mannschaftsbus verladen. Pavel Horak war es überlassen, den 35:29-Endstand zu erzielen, ehe die Schwarz-Weißen den Auswärtssieg vor der leeren Tribüne mit einer La Ola feierten: Adressaten waren Pekeler und auch Weinhold, die dort die letzten Minuten des Spiels verfolgt hatten...

Mittwoch: Königsklassen-Kracher gegen Veszprem

Nach zuletzt zwei Auswärtsspielen dürfen die Zebras in den kommenden beiden Begegnungen endlich wieder mit dem Rückenwind ihrer Fans rechnen: Im Wechsel zwischen heimischer Liga und der EHF Champions League rückt am Mittwoch ein echter Königsklassen-Kracher in Kiel in den Fokus: Zu Gast ist ab 18:45 Uhr der Titelfavorit Telekom Veszprem. Für die Begegnung gegen die mit Weltstars gespickte ungarische Mannschaft gibt es bereits Tickets im freien Vorverkauf  (im Online-Ticketshop und in der THW-FANWELT) - genauso übrigens wie für das am Sonntag, 1. November, stattfindende Heimspiel gegen GWD Minden (16 Uhr, jetzt direkt Ticket sichern). Weiter geht's in der Königsklasse, Kiel! 

Fotos: HSG Nordhorn-Lingen / Frank Kemmer

LIQUI MOLY HBL, 5. Spieltag: HSG Nordhorn-Lingen - THW Kiel: 29:35 (13:17)

THW Kiel: N. Landin (1.-60., 9 Paraden), Quenstedt (n.e.); Duvnjak (3), Sagosen (4), Reinkind (6), M. Landin (n.e.), Sunnefeldt, Weinhold, Wiencek (3), Ekberg (8/2), Dahmke (5), Zarabec (3), Calvert, Horak (1), Pekeler (2); Trainer: Jicha
HSG Nordhorn-Lingen: Ravensbergen (31.-60., 5 Paraden), Buhrmester (1.-30., 2 Paraden); Leenders, Weber (6/1), Mickal, Miedema (4), Stegefelt (2), Terwolbeck, de Boer (4), Vorlicek, Visser (2), Prakapenia, Seidel (4/1), Possehl (1), Pöhle (4), Kalafut (1); Trainer: Kubes

Schiedsrichter: Christian Hannes / David Hannes
Zeitstrafen: HSG: 7 (Possehl (11.), Vorlicek (17.), 2x de Boer (27., 33.), 2x Seidel (39., 44.), Weber (48.))  / THW: 5 (Sagosen (22.), 2x Wiencek (30., 58.), Horak (38.), Sunnefeldt (55.))
Rote Karte: Pekeler (THW, Foulspiel (30.))
Siebenmeter:  HSG: 2/2 / THW: 2/2
Spielfilm: 0:1 (1.), 2:3, 4:3 (8.), 5:4, 5:7 (13.), 7:7 (14.), 9:9 (18.), 9:11 (21.), 11:12 (23.), 11:17 (28.), 13:17;
 13:19 (32.), 14:19, 14:21 (34.), 15:23 (39.), 16:25 (41.), 17:26 (43.), 19:26 (44.), 22:27 (46.), 22:29 (49.), 24:31, 25:33 (55.), 28:33 (57.), 29:35.
Zuschauer: keine (Euregium, Nordhorn)

Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Filip Jicha in der Pressekonferenz: Ich werde mich kurz fassen: Ich bin sehr froh, dass wir dieses sehr intensive, brutale Spiel gewonnen und nur einen Spieler im Krankenhaus haben. Ich möchte mich ausdrücklich beim Nordhorner Mannschaftsarzt bedanken, dass er sich viel Zeit genommen und sich fast die gesamte zweite Halbzeit um Steffen gekümmert hat. Als wir nach der Pause wieder rausgingen, kam Steffen langsam wieder zurück und konnte sich an ein paar Dinge erinnern. Ich bin zwar kein Arzt, aber er hatte definitiv eine Gehirnerschütterung. Nach Rücksprache mit dem Arzt kann Steffen mit uns zurück nach Kiel fahren. Wir haben sofort einen Neurologen kontaktiert, und Steffen wird bestens medizinisch versorgt. Das wichtigste ist, dass es ihm jetzt den Umständen entsprechend gut geht. 

Nordhorns Trainer Daniel Kubes: Es war schade, dass wir den THW Kiel nicht länger an sein Limit bringen konnten. Das hatten wir uns erhofft, aber nach der Pause war die Partie schnell entschieden. Ich bin sehr zufrieden damit, wie wir das Spiel angegangen sind. Das sah phasenweise gut aus. Ich kann Steffen nur gute Besserung wünschen und hoffen, dass er bald wieder spielen kann. Das sah wirklich nicht gut aus. Für mich war das Foul eine glatte rote Karte. Die Verletzung hat auch meine Spieler getroffen. Dominik Kalafut tut es unglaublich leid, er spielt seine erste Saison in der Abwehr, und das Foul hat ihn beeinflusst. Er muss daraus lernen.

THW-Geschäftsführer Viktor Szilagyi: Das Foul an Steffen Weinhold war keines der Kategorie "unglücklich", sondern einfach nur unnötig. Er wusste im ersten Moment nicht, wo er sich gerade befindet. Später in der Kabine ging es ihm besser, wir werden jetzt sehen, wie es mit ihm weitergeht. Bei Pekes Aktion frage ich mich, warum er überhaupt zum Freiwurf geht. Nach der Regel ist das, was folgte, eine klare Rote Karte. So hätte in der Aktion zuvor auch entschieden werden müssen.

THW-Kapitän Domagoj Duvnjak: Wir wussten, wie Nordhorn heute spielen würde. In der ersten Halbzeit war das aber deutlich zu viel. Peke hat beim Freiwurf den Spieler getroffen. Absicht war natürlich nicht dabei, aber wir haben die Entscheidung trotzdem akzeptiert - und haben so den Fokus für die kommenden 30 Minuten behalten. Wir haben den Kopf oben behalten und spätestens Anfang der zweiten Hälfte alles im Griff gehabt. Wichtig war heute der Sieg.